„Über Geld spricht man nicht“, mit diesen Worten will der Volksmund ein konfliktreiches Thema umgehen. In den Religionen gibt es allerdings deutliche Hinweise zum Umgang mit Geld, die nicht selten zu Konflikten geführt haben. Wie steht es im Christentum, im Judentum, im Islam um das Verhältnis zum Geld – und zur Geldvermehrung?
Schon die hebräische Bibel schreibt ein Verbot des Zinsnehmens fest. Vom Zinsverbot in Europa im frühen Mittelalter war die jüdische Bevölkerung jedoch ausgenommen. Da Juden aber viele andere Tätigkeiten verwehrt blieben, wurden sie oft in den Beruf des Geldverleihers hineingedrängt, was bis heute Vorurteile und das Bild vom „reichen Juden“ befördert.
Der Prophet Mohammed war ursprünglich selbst Geschäftsmann, sprach sich jedoch gegen die Vermehrung des Geldes durch Zinsen aus, weil dies den Menschen letztlich in die Versklavung führe. Infolgedessen dürfen Erträge im Islam nur im Zusammenhang mit Waren oder Dienstleistungen, also realen Werten erzielt werden.
Jesus Christus scheint dem Geld kritisch gegenüberzustehen. Er lobt die geringe Spende der armen Witwe, weil sie nicht von ihrem Überfluss abgegeben hatte, sondern von dem, was sie zum Leben braucht, und er treibt die Geldwechsler aus zornig dem Tempel.
Wie verträgt sich diese Einstellung mit dem Leben in der heutigen Welt. Spiegelt sie sich im "Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche", den die EKD vor einige Jahren herausgab?
Können die ethischen Prinzipien der Religionen in der heutigen Welt der Finanzspekulationen und Renditeversprechen bestehen? Sind sie vielleicht sogar der Boden, auf dem mehr Gerechtigkeit wachsen könnte?
Mit kompetenten Ansprechpartnern aus den drei Religionen soll diesen Fragen auf den Grund gegangen werden.