Seitens der Wissenschaft gibt es zahlreiche Studien und Belege für die These, dass grundsätzliche Veränderungen im Umgang mit den natürlichen Ressourcen und den globalen Lebensgrundlagen dringend geboten sind. Der Terminus „Große Transformation“ kommt aus der
Wissenschaft und beschreibt diese Herausforderung.
Entsprechende Empfehlungen aus der Wissenschaft, zahlreichen politischen Think Tanks, Räten und Kommissionen und daraus folgende Veränderungsstrategien werden indes von der Politik nur in Ansätzen aufgegriffen. Ein Beispiel ist die Enquete-Kommission des Bundestages Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität (2011–2013), aus der bislang keine konkreten politischen Umsetzungsmaßnahmen hervorgingen.
Auch in den Medien sind die Große Transformation und die „Grand Challenges“, denen sich die Gesellschaft heute und künftig zu stellen hat, kein großes Thema. Dieses mediale Desinteresse hat allerdings Wirkung - über das fehlende thematische Agenda-Setting hinaus. Der Gesellschaft geht damit ein wichtiger Reflexions- und Verhandlungsraum für ihre Zukunfts-Herausforderungen verloren.
Die zentrale These der Veranstaltung lautet daher: Weil die Medien die Transformations-Themen nicht ausreichend aufgreifen, kommt der Umsetzungsprozess in Stocken. Und im Umkehrschluss: Wird die
Kommunikation in Richtung einer gesellschaftlichen Umorientierung verstärkt, befeuert das konkrete Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Defizite bei der Umsetzung der „Großen Transformation“ werden nur aufgedeckt, wenn die Gesellschaft auch den Diskurs über eine erfolgreiche Kommunikation (wieder) aufnimmt.
Die Tagung nimmt das Verhältnis zwischen dem umfangreichen Wissen über Transformationsprozesse und den Medien ins Visier, analysiert Defizite sowie deren Ursachen und sucht nach neuen Kommunikationsmöglichkeiten.
Wir laden Sie herzlich zu den Vorträgen und Gesprächen auf Schwanenwerder ein.
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Manfred Ronzheimer, Wissenschaftsjournalist, Berlin
Roland Zieschank, Forschungszentrum für Umweltpolitik, Freie Universität Berlin
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
Die Zulassung dieser Tagung als Bildungsurlaub wurde beantragt.
Montag, den 1. Juni 2015
10.00 Uhr Anmeldung und Stehkaffee
10.50 Uhr Begrüßung und Eröffnung: Warum diese Tagung?
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
10.55 Uhr Begrüßung für die FFU und Einführung in das Thema
Prof. Dr. Miranda Schreurs, Leiterin des Forschungszentrums für Umweltpolitik, Freie Universität Berlin
11.10 Uhr Die Grenzen des Denkens überwinden. Ist ein nachhaltiges Anthropozän vorstellbar?
Prof. Dr. Kai Niebert, Universität Zürich, Science and Sustainability Education
11.30 Uhr Konturen einer Wissenserosion (1):
Was sind die großen Umwelt- und Transformationsthemen – und wie werden sie heute kommuniziert?
Umweltforschung
Roland Zieschank
Umweltberatung
Prof. Dr. Christian Hey, Sachverständigenrat für Umweltfragen, Berlin
12.30 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Konturen einer Wissenserosion (2):
Wie nehmen die zentralen Akteure selbst die Umsetzungsdefizite wahr?
Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)
Dr. Inge Paulini, Generalsekretärin, Berlin
Haus der Zukunft
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, Gründungsdirektor, Haus der Zukunft, Berlin
Enquete-Kommission „Wachstum Wohlstand Lebensqualität“
Dr. Hermann E. Ott, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Berlin
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
Patricia Lips MdB, Vorsitzende des Ausschusses, Berlin
Gespräch im Plenum
15.30 Uhr Pause
16.00 Uhr Medien und Öffentlichkeit
Die Herstellung von Öffentlichkeit (res publica)
Dr. Uwe Krüger, Universität Leipzig
Welchen Status hat der Nachhaltigkeitsjournalismus in den Medien?
Prof. Dr. Gerd Michelsen, Leuphana Universität Lüneburg
Kommentare und Ideen dazu:
Aus der Kommunikationswissenschaft
Dr. Uwe Krüger
18.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Neue Themen, neue Medien, neue Öffentlichkeit (1):
Beispiele für gelungene Kommunikation
Susanne Götze, Redaktion Movum – Briefe zur Transformation, Berlin
Transformation in der journalistischen Praxis
Marcus Franken, Ahnen & Enkel, ehem. Chefredakteur zeo2, Berlin
Ende gegen 20.30 Uhr
Dienstag, den 2. Juni 2015
9.00 Uhr Neue Themen, neue Medien, neue Öffentlichkeit (2):
Das Wissenschaftsjahr Zukunftsstadt als aktuelles Beispiel
Florian Frank, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Berlin
Neue Formen „partizipativer Wissenschaft“
Dr. Katrin Vohland, Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Berlin
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Die künftige Informationswelt
Transformations-Zeitungen, -Marktplätze, -Agenturen
Manfred Ronzheimer
Lokaler Journalismus von unten
Sophie Blasberg, Wochenzeitung talwaerts Wuppertal
Diskussion
Resümee der Tagung
Roland Zieschank
12.30 Uhr Mittagessen, Ende der Veranstaltung