Schulbücher jüdisch-christlich bedenken
epd-Dokumentation zu antijüdischen Narrativen in der Schule
Antisemitismus zeigt auf erschreckende Weise zunehmend offen sein Gesicht. Bekämpfen lässt er sich nur, wenn christliche Signaturen des Antisemitismus ebenfalls bearbeitet werden. Dies ist auch Aufgabe von Schulen, insbesondere des Religionsunterrichtes: Diesem Unterricht kommt eine besondere Verantwortung zu, das Verhältnis zwischen Juden- und Christentum zu reflektieren, christliche Wurzeln des Antisemitismus kritisch aufzuarbeiten und nicht länger wirksam sein zu lassen. Lehrmaterialien und Schulbücher für Lehrkräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle. Unter dem Titel „Inventur. Schulbücher jüdisch-christlich bedenken“ fand deshalb eine Fachtagung zum Thema statt. Die Beiträge dieser Veranstaltung sind jetzt in einer epd-Dokumentation nachzulesen.
Im Mittelpunkt der „Inventur“ stehen Narrative, die in die Schulbücher durch ausgewählte Texte und Bilder ungewollt und weder durch Autor*innen noch Verlage intendiert eingetragen werden: lange tradierte Bilder vom „Anderen“ sowie Bilder, die in der Konsequenz anschlussfähig sind für säkulare Judenfeindschaft. Zudem fallen Leerstellen auf, wie Darstellungen zur Pluralität des jüdischen Lebens, fehlende Binnenperspektiven oder authentische Berichte sowie gemeinsame deutsch-jüdische Geschichte jenseits des Antisemitismus.
Die aktuelle epd-Dokumentation soll wie die Tagung selbst dazu dienen, die sensiblen Themen und die häufig zur Rede stehenden Topoi an konkretem Material aufzuzeigen und für Problemfelder zu sensibilisieren. Ziel ist es, mit entsprechenden Beispielen gemeinsam zu alternativen, Antijudaismen vermeidenden Beschreibungen des Judentums und der jüdisch-christlichen Beziehung in Religionsschulbüchern zu kommen.
So versteht sich die Dokumentation als ein Schritt im Rahmen eines dauerhaften Prozesses der Analyse und Bearbeitung problematischer Narrative. Aufgrund der besonderen Verbindung zwischen Judentum und Christentum muss er das religionspädagogische Handeln begleiten. Die dokumentierten inhaltlichen Impulse können einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Die Fachtagung führte die Evangelische Akademie zu Berlin gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Zentralrat der Juden in Deutschland, dem Projekt narrt, dem Comenius-Institut, der Universität Oldenburg und dem Verband Bildungsmedien e.V. durch.
Der Text ist eine gekürzte und leicht angepasste Fassung des Vorworts der epd-Dokumentation Nr. 15/2024, „Inventur. Schulbücher jüdisch-christlich bedenken“. Einen Sonderdruck der Dokumentation können Sie kostenlos bei uns bestellen; bei Sammelbestellungen freuen wir uns über eine Spende. Die aktuelle und weitere epd-Dokumentationen erhalten Sie außerdem kostenpflichtig direkt beim Evangelischen Pressedienst (epd).
Erschienen am 12.04.2024
Aktualisiert am 18.10.2024