„Er atmete eine große Freiheit“
Rüdiger Sachau würdigte Franz von Hammerstein
Franz von Hammerstein blieb seinen Überzeugungen auch in der Zeit des Kalten Krieges treu. Dies betonte Rüdiger Sachau, Direktor der Evangelischen Akademie zu Berlin, in seiner Ansprache zur Würdigung Franz von Hammersteins im Rahmen der Trauerfeier am 27. August 2011 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. Beharrlich habe von Hammerstein an die national-sozialistischen Verbrechen und an den Widerstand erinnert, er habe einen Raum der Verständigung für Menschen aus Ost und West offen gehalten und ein Leben im jüdisch-christlichen Dialog geführt.
Franz von Hammerstein ist am 15. August 2011 verstorben. Er hatte die Evangelische Akademie zu Berlin von 1978 bis 1986 geleitet. Unter seiner Leitung fanden regelmäßig Tagungen zu Aspekten des deutschen Wiederstands statt, „oft zu Themen, die ansonsten tabuisiert waren“, unterstrich Sachau. So hätten „die Würdigung der Deserteure, die Rote Kapelle, auch die Kreisauer“ sichtbar werden können.
„In der Zeit des kalten Krieges dem Lebensziel der Versöhnung zu dienen, war nicht leicht“, hob der Akademiedirektor hervor. Franz von Hammerstein sei es nie um den Sieg einer Ideologie gegangen, sondern um wahrhaftige Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Überzeugungen. Sachau sieht Hammersteins Haltung in dessen tiefer „Liebe zu den Menschen“ begründet, eine Liebe, die allen gegolten habe, auch den Menschen jenseits des eisernen Vorhangs. „Es war eine große innere und äußere Freiheit, die er atmete.“
Die Akademie sei unter Franz von Hammerstein ein Ort des Gespräches mit den Religionen gewesen, und „mit dem Judentum zuerst“. „Brücken wollte er schlagen, und es ist ihm gelungen“, bilanzierte Sachau. „Wir gehen heute oft ganz selbstverständlich über diese Brücken, und wir bauen an ihnen weiter mit Dank und im Wissen, das sie gesegnet sind.“
Ansprache bei der Trauerfeier (PDF-Dokument, 65.5 KB)
Erschienen am 12.02.2014
Aktualisiert am 04.04.2014