Welche Behandlung tut gut?
38. Workshop Medizinethik
Workshop stellt ethische Überlegungen zur Therapiebegrenzung in den Mittelpunkt
Es geht um Entscheidungen über Leben und Tod: Soll eine ältere, nicht ansprechbare Patientin nach einem schweren Schlaganfall künstlich ernährt werden, wenn ihr Zustand sich nach einer Woche Therapie nicht verändert hat?
Ethische Überlegungen zur Begrenzung von Therapien stehen im Mittelpunkt der Tagung „Welche Behandlung tut gut?“ am 15. März 2014.
Dass Möglichkeiten zur Verlängerung eines Lebens nicht immer ausgeschöpft werden müssen, darüber herrscht in der modernen Medizin weitgehend Einigkeit, sagt Simone Ehm, Studienleiterin für Ethik in den Naturwissenschaften. Doch insbesondere, wenn Patientinnen und Patienten ihren Willen nicht äußern können, entstehen ethische Konflikte. „Die Frage danach, welche Behandlung gut tut, stellt sich nicht nur am Lebensende, sondern dezidiert auch bei kranken Neu- oder Ungeborenen“, betont Ehm. Auch diese Gruppe soll im Rahmen des medizinethischen Workshops in den Blick genommen werden. „Hier sind ethisch verantwortbare Entscheidungen auch deshalb besonders schwer zu treffen, weil die Zahl möglicher Therapien zwar zunimmt, der Nutzen dieser Maßnahmen aber teilweise umstritten ist.“
Ob es um Schicksale am Anfang oder am Ende des Lebens geht: Um im klinischen Alltag zu einer tragfähigen Entscheidung zu kommen, ist es hilfreich, Wahrnehmungen und Beobachtungen verschiedener am Konflikt beteiligten Personen zusammenzutragen, so Ehm. denn: „Darüber beispielsweise, welche Lebensqualität eine demente Patientin hat, können die Urteile auseinandergehen.“.
Umso wichtiger sind Strukturen, die dem ethischen Entscheidungsprozess in der Praxis dienen. Diese sollen im Rahmen der Tagung ebenfalls diskutiert werden. Hier gibt es unterschiedliche Modelle: In manchen Krankenhäusern ist ein Ethikberater etabliert, in anderen wird bei Teambesprechungen auf der Station auch über ethische Fragen gesprochen. In der Regel, sagt Ehm, seien Entscheidungen, die aus dem Austausch in einer Gruppe resultierten, sowohl für die Behandlungsqualität der Patienten als auch für die Zufriedenheit aller Beteiligten Berufsgruppen und der Angehörigen von Vorteil. Wichtig sei dabei allerdings nicht nur, dass zum Beispiel Ärzte, Pflegekräfte und Seelsorger selbstverständlich einbezogen sind, sondern auch, dass allen gleichberechtigte Mitsprache gewährt wird.
„Welche Behandlung tut gut?“, der 38. Workshop Medizinethik findet in Kooperation mit dem St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof von 9.00 bis 15.00 Uhr statt. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.
Erschienen am 10.03.2014
Aktualisiert am 24.04.2014