Frau Lot als Vorbild
Sommerpredigt von Rüdiger Sachau
Für eine Rehabilitation der Frau Lot spricht sich Akademiedirektor Dr. Rüdiger Sachau aus. Frau Lot „hat mehr verdient, als nur als warnendes Beispiel für Ungehorsam und Vergangenheitsfixierung herzuhalten“, sagte Sachau am 28. Juni in seiner „Sommerpredigt“ des Freundeskreises der Akademie in der Evangelischen Kirche Neuhardenberg.
Die Frau, von der die Bibel berichtet, dass sie zur Salzsäule erstarrt, weil sie sich bei der Flucht aus der Stadt Sodom entgegen der göttlichen Weisung umdreht und zurückblickt, sei als Vorbild zu ehren. Gott habe die Familie Lot vor dem schrecklichen Anblick der brennenden Stadt bewahren wollen. Nicht ungehorsam, sondern mit einem „Herz voller Anteilnahme mit denen, die verbrannten, voller Erinnerungen an die guten Zeiten“ sei Frau Lot erstarrt im Angesicht des Leidens der anderen. Damit sei sie „ein Vorbild der Anteilnahme und Empathie“, betonte Sachau.
Der Akademiedirektor sieht Parallelen zwischen der Geschichte der Frau, deren salzige Tränen sie innerlich ersterben ließen, und Reaktionen auf aktuelle Katastrophen. Auch die die Gesichter der Flüchtlinge, die aus dem Mittelmeer gezogen würden, seien oft erstarrt angesichts der Schrecken, die sie umgeben hatten.
Aus der Geschichte von Frau Lot sei zu lernen, „dass wir nicht zurück-, aber hinschauen sollten“, befand Sachau. Ein Zuviel der Blicke auf anderes Leid könne sich kehren in ein zu wenig an eigenem Leben. Gleichwohl solle unser Blick nicht verschlossen werden vor der Realität des Unheils in der Welt. Sachau zufolge kommt es vielmehr darauf an, „dass wir uns nicht lähmen lassen von dem Furchtbaren, dessen Zeuge wir wurden und werden. Wir müssen nicht zur Salzsäule werden, wenn wir uns sagen lassen, dass die Schrecken nicht alles sind. Aus dieser Erfahrung erwächst die Kraft zur Veränderung“.
Die gesamte Predigt lesen Sie hier (PDF-Dokument, 220.9 KB).
Erschienen am 30.06.2015
Aktualisiert am 02.07.2015