Zum Verhältnis von Christentum und Wissenschaft
Was kann man heute noch glauben?
Auch wenn man die Ergebnisse der Naturwissenschaften ernst nimmt, muss man deshalb nicht davon ausgehen, nur sie allein seien befugt, die Wirklichkeit zu deuten. Diese Auffassung vertritt Frank Vogelsang, Direktor der Evangelischen Akademie Bonn. Bei der Tagung „Was kann man heute noch glauben?“ im Oktober vergangenen Jahres formulierte grundsätzliche Gedanken im Blick auf das Verhältnis von Naturwissenschaften und Theologie.
Zwei Aspekte sind seiner Ansicht nach dabei wesentlich. Zunächst sei zwischen der naturwissenschaftlichen Forschung und einem naturalistischen Weltbild zu differenzieren, betont Vogelsang. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse würden zwar auf präzisen und methodenkritischen Wegen gewonnen, doch der jeweilige Weg dorthin werde in der öffentlichen Darstellung selten berücksichtigt. Unser Bild von der Welt entstehe somit auf der Basis von Verkürzungen, die auch von Spekulationen, von Vermutungen und Ergänzungen lebten. „Auf diese Weise wirken in unserem kollektiven Verständnis von der Welt weniger die präzisen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse – die ehrlich gesagt, auch nur wenige wirklich verstehen – sondern allgemeine Anmutungen, wie die Welt im Großen und Ganzen aussieht. Aber gerade dafür, also für die Beschreibung der Welt im Großen und Ganzen, gibt es keine naturwissenschaftliche Methode“, so die Schlussfolgerung des Akademiedirektors.
Der Diplomingenieur und Theologe unterstreicht, dass alle weiteren Zugänge zur Wirklichkeit den Naturwissenschaften nicht widersprechen dürften. Dass aber die Naturwissenschaften nicht der einzige Zugang zur Wirklichkeit seien, zeige auch ein zweiter Aspekt: Wäre allein der Maßstab, ob man die traditionellen Aussagen bejaht oder nicht, dann müsste der christliche Glaube, wie ihn die Bibel bezeugt, nur für eine kleine Minderheit gelten. Das aber ist nicht der Fall. Denn, so Vogelsang weiter: „Unsere Lebenswirklichkeit ist reicher, als wir vielleicht selbst oft glauben“. Viele Menschen ahnten, „dass es Antworten geben muss auf die Fragen, die die Naturwissenschaften nicht geben können“.
Den gesamten Text von Frank Vogelsang finden Sie hier. (PDF-Dokument, 86.8 KB)
Erschienen am 10.02.2015
Aktualisiert am 11.02.2015