bible week Prag Reformation

Reformation geht immer weiter

Nachlese European Bible Week in Prag

© EAzB

40 Teilnehmende aus ganz Europa, von 6 bis 89 Jahren und aus ganz unterschiedlichen Berufen und Konfessionen. Kann das gut gehen? Es kann und es ging sehr gut. „Weder Heilige noch Ketzer. Widerständig leben in Europa“ hieß die Begegnungstagung vom 6. bis 17. Juli in Prag, die so viel Resonanz erhielt. Ein Rückblick von Studienleiterin Dr. Tamara Hahn:

Ein Schwerpunkt des Europäischen Bibeldialogs in der Heimatstadt der Reformatoren Jan Hus und Hieronymus von Prag, die vor sechs Jahrhunderten auf dem Scheiterhaufen zum Schweigen gebracht wurden, lag auf der Information über die tschechische Reformation – ein Jahrhundert vor Luthers Thesenanschlag. Neben dem Bibelstudium – was sagt denn die Bibel zum Thema Widerstand? – begeisterten außerdem die vielen intensiven und offenen Gespräche der Teilnehmenden über ihre Kirchen und deren erlebte oder erhoffte Reformen heute: Menschen aus Deutschland, Tschechien, Österreich, Ungarn, Rumänien, den Niederlanden, der Schweiz, Lettland, der Ukraine und aus Bosnien und Herzegowina erzählten von ihren Gemeinden und Glaubensgemeinschaften zu Hause und hörten einander zu. Die Vielfalt auch schon unter den verschiedenen reformatorischen Kirchen ist beeindruckend. Es waren einige Minderheitenkirchen aus der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE) vertreten, zum Beispiel aus der evangelischen Kirche in Rumänien oder Lutheraner aus Ungarn. Auch Vertreter der klassischen Volkskirchen und von Kirchen, die in ihren Ländern weit verbreitet sind, den Volkskirchencharakter aber verloren haben. Unter den Teilnehmern waren Reformierte, Lutheraner, Hussiten, Freikirchler, sogar einzelne Orthodoxe, eine Katholikin und zwei Musliminnen. Sie diskutierten auf Deutsch und Englisch, auf Ungarisch und Russisch, je nachdem, welche gemeinsame Sprache sich gerade fand: Sind unsere Kirchen oder Glaubensgemeinschaften heute noch widerständisch und unangepasst? Sollten sie es sein? Sollten sie sich einmischen? Ja, darin war man sich (fast) einig, und zu unserer Überraschung waren sich manchmal die kleinen Kirchen ihres Einflusses auf ihre Gesellschaft bewusster und deshalb sogar selbstbewusster als die größeren Kirchen. Reformation, das war Konsens, geht immer weiter. Nicht genügend Zeit blieb für die Frage, wie wir zu einer guten Reform unserer Kirchen beitragen können. Wir werden weiter daran arbeiten, bei einem anderen Europäischen Bibeldialog und in Berlin.

Vom 27. bis 31. Juli 2016 findet die Europäische Studientagung für Theologiestudierende in Berlin statt. Die Studierenden kommen aus Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Lettland und diesmal sogar aus den USA, aus Nigeria, Südafrika und Indonesien. Unser Thema ist „Migration. Kirche als transnationale Heimat“.

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