„Regierung öffnet dämonischen Kräften die Tür“
Interview mit polnischem Oppositionsvertreter
Mit „in Flammen stehenden Fundamenten“ vergleicht Jaroslaw Pluciennik die aktuelle Situation in Polen. Der Konrektor der Universität Lodz ist führendes Mitglied der außerparlamentarischen Opposition in Polen, dem „Komitee zur Verteidigung der Demokratie“ (KOD). Im Zusammenhang der Akademieveranstaltung „Polen zwischen Restriktion und Protest“ am 31. Mai hatte Pluciennik sich im Interview mit der Evangelischen Wochenzeitung „Die Kirche“ besorgt über die derzeitige Lage in seiner Heimat geäußert.
Einen maßgeblichen Grund für den Wahlerfolg der konservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) sieht der Universitätsprofessor in der Haltung der polnischen katholischen Kirche. In vielen katholischen Kirchen sei gepredigt worden, PiS zu wählen. Katholische Priester würden auch das „Nationalradikale Lager“ (ONR) unterstützen. In Lodz hätten katholische Geistliche das ONR gesegnet und gegen Multikulturalität gewettert, berichtete er. Seiner Ansicht nach ist das ONR Teil einer Strategie der Regierung, um Konkurrenz am rechten Rand zu verhindern. „Das öffnet dämonischen Kräften letztlich Tür und Tor!“
Pluciennik räumte ein, dass auch lutherische Geistliche den Kurs der Regierung unterstützten. Doch viele Protestanten hätten Sorgen, „weil gesagt wird, dass ein großes katholisches Polen gebaut werden soll“. Auch gebe es Befürchtungen davor, dass das ONR „etwa in Lodz durch die Straßen patrouilliert um nach ‚Fremden’ zu suchen und vielleicht auch Protestanten darunter fallen“.
Die Bürgerbewegung KOD sei religiös ungebunden, betonte der Konrektor. Ziel sei die Verteidigung der Grundrechte. Wichtig sei aber auch, die europafreundliche Seite von Polen zu zeigen: „Wir wollen mit dem Ausland zusammenarbeiten.“ Jaroslaw Pluciennik hofft auf eine Vernetzung des KOD mit anderen europäischen Nichtregierungsorganisationen und „dass man sich im Ausland Polen nicht verschließt“.
Das gesamte Interview ist in der Evangelischen Wochenzeitung „Die Kirche“ 27/2016 erschienen. Sie können es hier nachlesen.
Erschienen am 06.07.2016
Aktualisiert am 18.07.2016