"Flüchtlinge müssen respektiert werden"
Interview zum Flüchtlingsschutzsymposium
Der aus Syrien stammende Student Nather Henafe Alali wird am 20. Juni mit seinem Vortrag das 16. Berliner Symposium zum Flüchtlingsschutz eröffnen. Vorab beantwortete er der Evangelischen Akademie drei Fragen:
Herr Alali, was möchten Sie den Zuhörerinnen und Zuhörern in Ihrem Statement beim Flüchtlingsschutzsymposium sagen?
Henafe Alali: Ich werde über die Menschenrechte der Flüchtlinge hier reden, über ihre Schwierigkeiten und ihre Gründe, aus denen sie ihre Heimat verlassen mussten. Auch darüber, wie sich die Situation hier für Flüchtlinge geändert hat. Ich finde, dass die Europäische Union nicht viel für den Flüchtlingsschutz getan hat, besonders im Blick auf die Situation im östlichen Europa und an den europäischen Grenzen.
Sie haben auch eine regelmäßige Kolumne im „Spiegel“. Was hat Sie bewogen, an die Öffentlichkeit zu gehen?
Henafe Alali: Ich war als Menschrechtaktivist in Syrien tätig und habe regelmäßig für arabische Medien geschrieben. Aber in Deutschland zu publizieren und meine Erfahrungen schildern zu können, empfinde ich als große Verantwortung, weil meine Leser Deutsche sind. Das tun zu können ist sehr wichtig, denn ich lebe jetzt hier, und es gibt viele Diskussionen über die Flüchtlingskrise. Ich kann aus der Perspektive der Betroffenen berichten. Es ist gut, dass meine Landsleute und ich hier im Exil in den deutschen Medien eine Stimme haben.
Die Fragen, wie die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland und Europa gestaltet sein soll und wie die Integration von Geflüchteten gelingen kann, bestimmt die Diskussionen in allen Bereiche unserer Gesellschaft. Was sind aus Ihrer Sicht – kurz gesagt - die wichtigsten Maßnahmen?
Henafe Alali: Das wichtigste ist, dass Flüchtlinge respektiert werden müssen. Außerdem brauchen Deutschland und andere Länder neue Systeme und Regeln, die auf eine große Zahl an Flüchtlingen ausgerichtet sind. Was die Integration von Geflüchteten angeht, kann ich meine Meinung hier in Kürze nicht erklären, weil mein Deutsch noch nicht so gut ist. Aber ich werde einige Artikel darüber schreiben. Grundsätzlich finde ich, dass Integration eine gegenseitige Interaktion sein muss, die den kulturellen Austausch zwischen Flüchtlingen und der Aufnahmegesellschaft einschließt.
Nather Henafe Alali wurde 1989 geboren. Vor drei Jahren wurde er in Syrien verhaftet und musste sein Studium der Zahnmedizin abbrechen. Seit 2013 ist er für arabische Medien als Reporter tätig. Seit zwei Jahren lebt er in Berlin und setzt dort sein Studium fort. Das Flüchtlingsschutzsymposium ist bereits ausgebucht. Weitere Informationen finden Sie hier.
Erschienen am 07.06.2016
Aktualisiert am 07.06.2016