How to become a just peace church
Bericht über ökumenische Konsultation
Wie können Kirchen zu Kirchen des gerechten Friedens werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine ökumenische Konsultation vom 28. September bis 1. Oktober 2016 in Berlin. Ein Bericht von Studienleiter Uwe Trittmann.
„Meilenstein auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“
Wie können Kirchen zu Kirchen des gerechten Friedens werden? Und das in gesellschaftlichem Wandel und zur Erneuerung der Kirchen aus dem Geist des Gerechten Friedens? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine viertägige ökumenische Konsultation „How to become a just peace church – Gesellschaftlicher Wandel und Erneuerung der Kirche aus dem Geist des Gerechten Friedens“, zu der die Evangelische Kirche in Deutschland, die Evangelische Friedensarbeit, die Evangelische Akademie Villigst und die Evangelische Akademie zu Berlin vom 28.9.-1.10.2016 in die deutsche Hauptstadt eingeladen hatten. Und es wurde ein offener Prozess des Hörens und Lernens. „Wir sehen diese Tage als Beginn eines Weges, der an anderen Stellen in der evangelischen Kirche oder in ökumenischer Vernetzung weitergeht“, so Renke Brahms, der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und Dr. Agnes Aboum, die Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), sah in diesem Treffen „einen Meilenstein auf dem Pilgerweg von Gerechtigkeit und Frieden“, zu dem die ÖRK-Vollversammlung 2013 im koreanischen Busan aufgerufen hatte.
Wer in diesen Tagen das Wort Frieden in den Mund nehme, könne dies nur mit großer Sehnsucht und betend tun, bekannte der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms. Zu stark seien die Bilder, zu schrecklich die Nachrichten aus Syrien über sterbende, leidende, flüchtende Menschen im Bombenhagel. „Die Welt steht fassungslos vor diesem Schrecken und findet den Weg zum Frieden nicht“, bekannte Brahms. Und dennoch dürfte die Kirche die Verheißung nicht aus dem Blick verlieren, die auch das Ziel sein könnte: „Christus ist unser Friede“. Die Welt habe den Geist des Friedens nötig, weil die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, mahnte der EKD-Friedensbeauftragte. Nicht nur Syrien, auch andere Konflikte müssten im Blick bleiben: „Und alle Konflikte haben mit wirtschaftlicher Ungerechtigkeit, mit Perspektivlosigkeit von Bevölkerungen und ungebändigtem Streben nach Macht zu tun“, betonte Brahms mit Nachdruck. Doch gerade die lange Zeit des Friedens in Europa, die Wiedervereinigung oder die internationale Rechtsordnung nach Ende des Zweiten Weltkriegs würden zeigen: „Frieden ist möglich!“
Kirche würde sich dabei an einem umfassenden Friedensbegriff orientieren: Frieden in der Gemeinschaft, Frieden mit der Erde, Frieden in der Wirtschaft und Frieden zwischen den Völkern. „Dies bildet die Mitte des Evangeliums“, unterstrich Brahms in Berlin. Diese Konsultation diene daher dem Austausch darüber, was das für die Botschaft, die Gestalt und die Arbeit der Kirche bedeute. Und dies in ökumenischer Gemeinschaft. An der Spitze der Kirchen, aber auch in den Gruppen, Gemeinschaften, Netzwerken, Gemeinden an der Basis. „Frieden fängt im Kleinen an zu wachsen“, so der EKD-Friedensbeauftragte.
Auf die Vermittlerrolle des Ökumenischen Rates der Kirchen, die dieser bei vielen Konflikten übernehme, verwies Agnes Aboum in Berlin. „Vernetzung und Präsenz in nationalen und internationalen Konflikten zeichnet den ÖRK als Gemeinschaft von Kirchen aus“, machte sie deutlich. Die Suche nach den Ursachen von Konflikten und Krieg sei ebenso wie der Weg zum Frieden komplex. „Aber der Weg des gerechten Friedens bietet eine ganzheitliche und umfassende Vision von Frieden in der Gemeinschaft, mit der Erde, auf dem Markt und unter den Völkern“, betonte die Zentralausschuss-Vorsitzende. Darum sei es gut, wenn sich Kirchen gemeinsam auf den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens machen würden. Jede Generation habe ihre Aufgaben, Herausforderungen und Chancen. „Unsere ist es, Friedenskirche zu werden. Doch dies ist ein Prozess, auf den wir uns begeben“, so Aboum.
„Wir müssen Kirche in unserem Gemeinwesen leben, raus gehen, Teil von Gottes Mission werden, da hingehen, wo er schon am Wirken ist“, machte der evangelische Theologe Professor Dr. Tobias Faix von der CVJM-Hochschule in Kassel deutlich und verwies auf zahlreiche Mut machende Beispiele. Dies seien alles viele kleine, hoffnungsvolle Aufbrüche. Als Kirche des Gerechten Friedens gelte es, ökumenische Perspektiven und neue Brücken zu bauen, für eine radikale Versöhnung einzutreten, anschlussfähig zu sein im Gemeinwesen, aber auch im Kontrast dazu zu stehen und als Kirche bewusstseinsstörend wirken, nach innen wie nach außen. Dies aber in der Gewissheit, dass Gott selbst das neue Reich Gottes auf Erden schaffe und dass Ungerechtigkeit, Leiden, Tod und Trauer nicht das letzte Wort hätten. „Eine Kirche des Gerechten Friedens ist immer Hoffnungsgemeinschaft“, so Tobias Faix. Und er forderte die Konsultationsteilnehmer auf: „Wagen wir was.“
Es waren 20 internationale Gäste aus 16 Ländern, die an dieser Konsultation in Berlin teilnahmen. Und auch Vertreter verschiedener Konfessionen aus Deutschland waren dabei, so die Mennoniten, die Methodisten, andere Freikirchen, aber auch Vertreter der römisch-katholischen Kirche. „Sie alle haben sich auf einen Prozess eingelassen, der ein Schritt auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens darstellt“, freute sich der EKD-Friedensbeauftragte. In Vorträgen, Diskussionen, Kitchen-Table-Talks und in Andachten und Gebeten ist dabei in Berlin diesen Fragen nachgegangen worden. „Eine Einsicht dabei war, dass es ein langer Weg ist zum Frieden, der nur in der ökumenischen Gemeinschaft gelingen kann. Die Konsultation hat zur Ermutigung auf diesem Weg beigetragen“, so Renke Brahms.
Ein weiterer Bericht findet sich auf der Website des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).
Hinweis: Im Januar 2017 erscheint eine ausführliche epd-Dokumentation zu dieser Konsultation.
Uwe Trittmann
Erschienen am 22.11.2016
Aktualisiert am 24.11.2016