„Private Medien in Polen unter Druck“
Interview mit Medienexpertin Bader
Es steht schlecht um die öffentliche Debatte. In Polen wie in Deutschland ist eine zunehmende Abgrenzung von Diskursräumen zu beobachten. Noch erzwingen starke europäische Regeln den freien Wettbewerb auch auf dem Medienmarkt in Polen, sagt Dr. Katarina Bader. Die Professorin für Online-Journalismus an der Hochschule der Medien in Stuttgart sprach bei der Tagung „In der Filterblase. Geschlossene Diskursräume digital und analog“ am 7. Februar in der Evangelischen Akademie zu Berlin. Dort diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie zusätzlich zu gesellschaftlichen Polarisierungen Inhalte im Netz unsichtbar algorithmisch personalisiert werden und damit maßgeschneiderte aber auch einseitigere Informationen liefern. Das eigene Onlineverhalten durch Links und Freunde spielt dabei eine weit größere Rolle als Ort, Softwarenutzung oder Mengenbegrenzungen. Die Lager in Polen, Deutschland und den USA unterscheiden sich dabei längst nicht mehr nur durch ihren Blick auf Politikinhalte, sondern durch erhebliche Unterschiede in Sprache, Duktus und Stil.
Im am Rande der Tagung entstandenen Interview mit dem Medienpartner der Akademie Portal Polen.pl analysiert Katarina Bader die Wechselwirkungen zwischen Medien und Politik im Zeitalter des Internets sowie den Journalismus im Wandel. Im ersten Teil des Gesprächs geht es um Interdependenzen zwischen Medien und Politik im postsozialistischen Polen. „Ganz massiv“, so die Medienexpertin, sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk dort sehr schnell nach Amtsantritt der neuen Regierung eingeschränkt worden. Zwar habe auch die Vorgängerregierung auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Einfluss genommen und dabei „das Recht bis aufs Äußerste strapaziert“. Die PiS-Regierung aber habe „nicht einmal den Rahmen der Verfassung respektiert“. Derzeit plane die PiS auch im Blick auf private Medien eine „Renationalisierung“, also die Erhöhung von polnischen Eigentümeranteilen. Ob dies gelingt, hängt Bader zufolge von der gesamteuropäischen Entwicklung ab. „Sollte sich in Europa eine Koalition von Populisten bilden, dann kann sich ganz schnell sehr viel ändern.“ Den ersten Teil des Interviews mit Professorin Katarina Bader lesen Sie unter http://www.polen-pl.eu/eine-neue-polnische-teilung-das-polnische-mediensystem-in-zeiten-der-filterblasen-teil-1/
Den zweiten Teil lesen Sie hier.
Erschienen am 23.02.2017
Aktualisiert am 13.03.2017