Nolte gegen Vertrollung

Gegen die Vertrollung der Gesellschaft

Beitrag von Paul Nolte

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Die Krise der Demokratie wurzelt auch im Internet. Akademiepräsident Prof. Paul Nolte konstatiert eine "Vertrollung der Gesellschaft": einen "privatistischen Rückzug in Welt- und Vernunfthass, der in Scheinöffentlichkeiten lautstark lamentiert". Demokratieverachtung, Angriff auf liberale Grundrechte, Zerstörung von Institutionen, Menschenhass - die krisenhafte Situation der Demokratie und den spiegelbildlichen Erfolg des Populismus könne man in einer "Krise des Weltvertrauens" begründet sehen, so der Historiker in einem Gastbeitrag der Chemnitzer „Freien Presse“. Die Demokratie werde zum Sündenbock kultureller Ängste in einer beschleunigten und entgrenzten Welt.

Paul Nolte weist auch auf die mögliche Gefahr hin, dass sich westliche Demokratien "autoritär verformen". Zwar zeige sich beim genaueren Rückblick, dass es kaum je längere Phasen der "harmonischen Normaldemokratie" gegeben habe. Im Blick nach Osten wie nach Westen gelte: "Häufig gab es Widerstände, starke Gegner, Rückschläge und eigentlich immer raues Gelände". Dieses Wissen, so der Akademiepräsident, vermag zu größerer Gelassenheit im Blick auf die aktuelle Situation verhelfen. Und doch gebe es keinen Grund, sich zurückzulehnen: Die derzeitige Krise ist sehr gefährlich, betont Paul Nolte, und ein Allheilmittel dagegen gebe es nicht. "Wie führt man Menschen, die sich ohnmächtig fühlen, zum Mittun in Organisationen, in denen man tatsächlich etwas bewirken kann?" Vertrauen in die Welt lasse sich nicht von heute auf morgen wiederherstellen. Darüber hinaus sei „noch nicht ausgemacht, welche Gefahr in den nächsten Jahren von Donald Trumps Weißem Haus ausgeht“.

„Warm anziehen und wachsam bleiben“, lautet der Rat Noltes. Der Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin zeigt Wachsamkeit auch via Twitter: Unter @paulnolteberlin hat er eine Serie von Tweets zur Entwicklung in den USA begonnen. Sein ironisches „Wörterbuch der Trumpokratie“ wird täglich neu bestückt.

Den Text in der „Freien Presse“ finden Sie unter www.freiepresse.de

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