Zwischen Reform und Notstand
Der zunehmende Notstand in der Pflege führt bei vielen Pflegenden zu einer moralischen Desensibilisierung, meint Prof. Olivia Dibelius. Die Pflegewissenschaftlerin an der Evangelischen Hochschule Berlin warnte bei der Tagung „Zwischen Reform und Notstand“ am 21. September 2017 vor diesem auch „Coolout“ genannten Phänomen. Es sei zwar systemstabilisierend, erzeuge aber im Hinblick auf fachliche und ethische Kriterien eine Negativspirale.
Die moralische Desensibilisierung vieler Pflegender führt nach Einschätzung von Olivia Dibelius zu einer “Stabilisierung von gefährlicher Pflege“, sagte sie in ihrem Vortrag „Was möchte und was kann Pflege leisten? Reflexion zum Berufsethos und zum Pflegebedarf“. Um einen Wandel zu ermöglichen, sei ein „Denken in Widersprüchen“ ein wichtiger Ansatz. Dazu seien aber zeitliche und räumliche Ressourcen notwendig. Die Reform der strukturellen Gegebenheiten „bedürfen eines Gesamtkonzeptes von Teilhabe, Betreuung, Pflege und Gesundheitsversorgung, das den dringend notwenigen Wandel in der Zukunft herbeiführen kann“. Deutlich ist der Pflegewissenschaftlerin zufolge, dass Menschen mit Migrationshintergrund zwar einen wichtigen Beitrag in diesem Gesamtkonzept leisten können, aber nicht die Lösung des Problems sind.
Den gesamten Vortrag von Prof. Dr. Olivia Dibelius lesen Sie hier (PDF-Dokument, 231.4 KB).
Erschienen am 12.10.2017
Aktualisiert am 23.10.2017