Gemeinsam engagiert
Nachlese
Die Theologie der Akteure in der Kirche neu schreiben - nichts Geringeres war das Ziel von rund 80 Pastorinnen und Pastoren, beruflich und ehrenamtlich Tätigen aus ganz Deutschland. Vom 16. bis 18. Mai 2018 waren sie zur Tagung „Gemeinsam engagiert“ in Berlin zusammengekommen.
Zwischen der theologischen Beschreibung des Priestertums aller Getauften und der Organisationsstruktur, den Mitbestimmungsstrukturen und der gelebten Wirklichkeit in der Kirche klafft eine Lücke, befanden die Tagungsteilnehmer*innen.
„Menschen, die beruflich bei der Kirche beschäftigt sind, und Menschen, die dort ohne Entgelt ihre Ideen und Fähigkeiten zur Verfügung stellen, gestalten gemeinsam ihre Zukunft. In Gemeindekirchenräten und Synoden ist die Mehrheit der Mitglieder ohne Beschäftigungsverhältnis schon lange festgeschrieben. Jetzt geht es darum, stärker gemeinsam daran zu arbeiten, wie sich kirchliches Leben in Zukunft gestaltet oder welchen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft die Kirche in Zukunft leisten will“, sagte Studienleiter Heinz-Joachim Lohmann. Unter den Teilnehmenden der Tagung habe Einmütigkeit in der Einschätzung bestanden, dass das Engagement bei der Integration von Flüchtlingen 2015 an vielen Orten zu einem kirchlichen Aufbruch geführt habe.
Über ihre Leitungserfahrung berichtete Dr. Irmgard Schwaetzer, die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): „Informationen erreichen Ehrenamtliche in Kirche häufig über Hauptamtliche, also später und oft zu spät, um mit ihnen zu planen. Dieser Wissensvorsprung der Hauptamtlichen macht gemeinsame geistliche Leitung zu einer Herausforderung, die ständige Rollendisziplin und eine gute gemeinsame Kultur braucht“.
Der ehrenamtliche Vorsitzende der Brandenburger Kirchengemeinde Dosse-Brausebach stellte große Unterschiede zwischen den Landeskirchen fest. „Im Westen entscheidet oft noch der Pfarrer, wer den Kaffee kocht. Wir sind schon lange alleine für Haushalt, Gebäude und Wald zuständig. Gemeindeleben sprechen wir mit dem Geistlichen ab und entscheiden gemeinsam, welche Dienste er übernimmt und welche anders und von wem organisiert werden.“
Die Berliner Theologin Dagmar Menzel wies darauf hin, dass Ehrenamt nur ein Aspekt des Priestertums aller Getauften sei. „Wollen wir diesen Aspekt theologisch fassen, müssen wir Vielfalt betrachten und das ist nicht immer einfach. Denn dann müssen wir den Pastorenberuf auch vom Ehrenamt her denken, aber eben nicht nur.“
Ansgar Klein, Geschäftsführer im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, betonte die Wichtigkeit des zivilgesellschaftlichen Engagements: „Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements bedeutet Demokratieförderung. … Hier hat die Kirche eine wichtige Rolle, da sie in der kommunalen Ebene fest verankert ist und selbst als Netzwerk sich in das Netzwerk der Zivilgesellschaft einbringt", so Klein.
„Wir sind große Schritte gegangen", lautete das Fazit von Rolf Becker vom Projektbüro Reformprozess im Kirchenamt der EKD. „Und wir haben noch große Schritte vor. Diese Schritte sind beschrieben und die Tagungsteilnehmenden haben eine gemeinsame Weiterarbeit verabredet."
„Gemeinsam engagiert“ war eine Kooperation der Ehrenamtsakademie der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau, des Gemeindedienstes der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern, von Landeskirchenamt und Arbeitsstelle Ehrenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, der Evangelischen Akademie zu Berlin und der EKD.
Erschienen am 22.05.2018
Aktualisiert am 22.05.2018