Meister, Gurus und Heilige
Bericht zum Interreligiösen Abendforum – mit Radiotipp!
Lama, Guru, Rōshi, Rabbi – es gibt viele Namen für die Anleitung im Glauben. Ein Abendforum am 3. Juli widmete sich der Frage nach religiöser Meisterschaft mit einem Podiumsgespräch zwischen einer buddhistischen, einer römisch-katholischen und einer sufi-islamischen Position. Zu Beginn aber sprach Prof. Dr. Almut-Barbara Renger aus religionswissenschaftlicher Sicht. Sie hielt fest, dass es bei Beziehungen zwischen Schüler(in) und Meister(in) um mehr geht als um die Vermittlung von Wissensinhalten. Oft streben die Schüler oder Jüngerinnen eine Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit an und vertrauen sich dazu einem Meister oder einer Meisterin an.
Ein Podiumsgespräch mit religiös gebundenen Menschen schloss sich an den religionswissenschaftlichen Impuls an, moderiert von Dr. Michael Bäumer (Berliner Forum der Religionen) und Studienleiterin Dr. Eva Harasta. Die Podiumsgäste waren Feride Funda Gençaslan (Geschäftsführerin des Sufi Zentrum Rabbaniyya Berlin), Sr. Hannelore Huesmann OFS (Leiterin des Hospizdienstes TAUWerk) und Gerald Seifert (Mitglied der buddhistischen Gemeinschaft Soka Gakkai International). Auf die Frage, ob sie sich selbst als Meisterin oder als Schülerin betrachte, antwortete Feride Gençaslan: „Ich bin eine Anwärterin auf Schülerschaft!“. Entscheidend sei, in der großen Bandbreite an „Meister-Angeboten“ klug zu unterscheiden und den für einen selbst richtigen Meister zu finden – eine Sache nicht nur des Verstandes, sondern auch des Herzens. Sr. Hannelore hielt fest, dass jedem Menschen eine besondere Begabung gegeben ist, ein Charisma. Es gelte, dieses Charisma zu entdecken und zu leben – und in ihrer Erfahrung hat sich dazu die Orientierung an einem Vorbild, konkret an Franz von Assisi, bewährt. Gerald Seifert brachte den Gedanken in den Raum, dass nach der Erkenntnis von Buddha Siddhartha Gautama letztlich allein das Gesetz von Leben und Tod der tiefste Meister ist. Auf dem Weg, dieser Erkenntnis gemäß zu leben, sei aber zugleich der Austausch auf Augenhöhe entscheidend. Alle Referierenden waren einig darin, dass ein Missbrauch religiöser Autorität zu verurteilen ist. Religiöse Anleitung hat die freie Entwicklung und Entfaltung des Glaubens zum Ziel. Das zahlreich erschienene Publikum brachte sich vielfältig ein, teils mit persönlichen Stellungnahmen zu eigenen Erfahrungen, teils mit konkreten Fragen an die religiösen Positionen. Die Reihe der „Interreligiösen Abendforen“ wird am 18. September fortgesetzt – dann kommen baptistische, Baha’i und hinduistische Positionen zu Wort.
Im RBB-Kulturradio wurde ein kurzer Bericht zur Veranstaltung am Freitag, dem 13. Juli, um 19:04 Uhr ausgestrahlt – Informationen zur Sendung finden Sie, wenn Sie hier klicken.
Den etwas ausführlicheren Bericht zur Veranstaltung beim Berliner Forum der Religionen finden Sie hier.
Einen Bericht der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen lesen Sie hier.
Eva Harasta, 10. Juli 2018
Erschienen am 17.07.2018
Aktualisiert am 18.07.2018