Ehemaliger australischer Außenminister setzt Akzent im Friedensdiskurs
Mit Optimismus aus der Krise
Berlin. Die Welt ist kompliziert und daher helfen auch keine einfachen Lösungen. Das ist die Botschaft von Gareth Evans, der mehr als 30 Jahre als Außenpolitiker in Diensten Australiens und der UNO oder als Chef der International Crisis Group gestanden hat. Es gilt die vielfältigen Realitäten in Konflikten und Krisen anzuerkennen, ihre Ursachen und Chancen zu erkennen und zu nutzen, so Evans bei der Veranstaltung "Frieden in der Krise - Normen, Werte und Interessen in der internationalen Politik". Die Evangelischen Akademien in Deutschland hatten ins Haus der EKD in Berlin zur Diskussion eingeladen. Mit einer Expertenrunde wurde ein Zwischenergebnis im friedensethischen Projekt gezogen.
Für Gareth Evans ist das größte Hindernis für die Vertrauensbildung in den internationalen Beziehungen das "Schubladendenken" bezogen auf die nationalen Interessen. Er fragt: "Sollte sich ein Land wie Australien oder Deutschland nur dann gegen Menschenrechtsverletzungen, Umweltkatastrophen und die Verbreitung von Waffen engagieren, wenn diese Entwicklungen einen Einfluss auf seine Sicherheit oder seinen Wohlstand haben?" Der Experte ist fest davon überzeugt, die Zukunft der internationalen Beziehungen müsse auf einer neuen Einsicht beruhen: "Jeder Mensch ist ein guter internationaler Bürger, der es verdient, dass die Interessen seines Landes auch als dieselben der anderen Länder akzeptiert werden."
Für Evans darf die Zukunft nicht den Pessimisten gehören, vielmehr braucht es Optimisten, die überzeugt davon sind, dass anerkannte Werte sich durchsetzen werden: "If we want to change the world for the better, we must start by believing that change is possible.“
Auf dem Podium diskutierte mit Evans die für den Washingtoner Think Tank "Brookings Institution" arbeitende Expertin für Transatlantische Sicherheitspolitik, Constanze Stelzenmüller. Sie zeichnete nach der Münchener Sicherheitskonferenz ein pessimistischeres Bild von der Verantwortungsbereitschaft der deutschen Politik. Ihr fehle es an einer westlichen Energie sowie dem Glauben an sich selbst und die Qualität seiner Werte und Normen. Angesichts der Wahlerfolge der AfD sei es notwendig, mit der Verteidigung der eigenen Demokratie zu beginnen. Deutschland als „Supermacht in Europa“ müsse sich seiner besonderen Verantwortung auch im Blick auf die unmittelbaren Nachbarn stellen.
Als weiterer Diskussionsteilnehmer kritisierte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Renke Brahms, den im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Zusammenhang von Rüstungsausgaben und Investitionen in die Entwicklungspolitik. Höhere Militärausgaben weisen grundsätzlich in die falsche Richtung. Es gelte die Ursachen von Konflikten zu bekämpfen. In diese Richtung wies auch Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt: Der Klimawandel sei der größte Armutstreiber, der die Entwicklungschancen vieler Länder auffresse und letztlich gewalttätige Konflikte hervorbringe.
Seit 2015 haben die Evangelischen Akademien in Deutschland mit über 40 Veranstaltungen Akteure aus Wissenschaft, Politik, Militär, Kirchen, Zivilgesellschaft und Medien miteinander ins Gespräch gebracht. Damit konnten sie Akzente evangelischer Friedensethik setzen und die Meinungsbildung in Kirche und Öffentlichkeit voran bringen.
20. Februar 2018
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Erschienen am 21.02.2018
Aktualisiert am 21.02.2018