Nachlese zum Europäischen Bibeldialog

Von Worten, Regeln und Privilegien

Nachlese zum Europäischen Bibeldialog

© Gerd Pfahl.

Drei besonderen Worten waren Menschen aus Deutschland, Rumänien, Polen, Tschechien, der Schweiz und der Ukraine auf der Spur: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wo? In Paris natürlich. Ein Bericht von Studienleiterin Dr. Tamara Hahn über den Europäischen Bibeldialog „Am Anfang war das Wort“ vom 3. bis 7. April 2018.

 

Am Samstag schon endete der erste Europäische Bibeldialog in Paris. Wir waren 28 Menschen aus Deutschland, Rumänien, Polen, Tschechien, der Schweiz und der Ukraine. Sachlich informativ wurden wir beim Stadtspaziergang durch die wunderbar kundige und charmante Britta François durch das „Paris protestant“ geführt. Mit eher kleinen evangelischen Gemeinden haben wir in einem laizistischen und dann doch eher katholischen Land gerechnet. Die Schwierigkeiten, die Vorstadtgemeinden wie St. Cloud zu bewältigen haben, waren aber doch überraschend - auch für unsere polnischen und ukrainischen Teilnehmerinnen und unseren tschechischen Leiter, die (als Protestantinnen bzw. Hussit) selbst zu konfessionellen Minderheiten gehören. Tief beeindruckt haben die Begegnung mit der Pfarrerin Agnes von Kirchbach und ihr Bericht, mit welcher Hingabe sie selbst und ihre Gemeinde die geistlichen, kulturellen und sozialen Herausforderungen des Gemeindelebens annehmen. Ganz anders und doch auch nicht weniger eindrucksvoll die Arbeit der deutschen Auslandsgemeinde in Paris. Schon eine relativ große Kirche zu haben und eine gute Organistin dazu, kann einen Unterschied machen. Ohne eine Vision und Ideen, wie es in Zukunft weitergeht - wenn Au Pairs weniger werden, wenn Firmen lieber Flüge nach Hause dazugeben, als eine ganze Familie nach Paris ziehen zu lassen - würde es aber auch dort nicht gehen. Kleine Gemeinden packen das direkter an. Davon können wir in den „großen“ Kirchen nur lernen.

"Am Anfang war das Wort." Das Thema unsere Tagung nahm die drei großen Begriffe Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit auf. Die biblischen Themen wurden ergänzt durch pädagogische und gesellschaftliche Aspekte, die zum Umsetzen in der pädagogischen Arbeit anregen sollten.

Ja, Regeln – wie die 10 Gebote - haben auch etwas von Befreiung. Meine Freiheit hört da auf, wo sie die Freiheit anderer beschneidet. Gleichheit – das war ein schwieriges Thema. Vor Gott sind wir alle gleich, denn nach seinem Bilde sind wir alle geschaffen. Aber dennoch gibt es Privilegien, die nicht alle genießen. Wer diese nicht wahrnehmen kann oder will, hat sie vermutlich. Die Schwierigkeit des Zusammenlebens als Brüder und Schwestern kannten schon die ersten christlichen Gemeinden. Einander in die Augen sehen, einander wahrnehmen: das kann ein Anfang sein.

Wie wichtig Worte sein können, wurde uns auch bewusst, denn nur sehr wenige von uns sprachen gut Französisch. Aber die multikulturelle Atmosphäre der Stadt, die uns allen auffiel, sorgte auch dafür, dass die Menschen in Paris sehr nachsichtig mit unserem fehlerhaften und unvollkommenen Französisch umgingen.

Das Foyer le Pont, ein Tagungshaus für europäische und protestantische Begegnungen war genau der richtige Ort für einen Europäischen Bibeldialog. Alle Einfachheit, Zweckmäßigkeit und die relativ kleinen Zimmer haben uns einen realistischen Eindruck des normalen Pariser Lebens vermittelt; alle Kompetenz, Freundlichkeit und Flexibilität aber auch eine Vorstellung von Pariser Lebenskunst. Ob Stadtrundgang bei Straßenlärm, Erste Hilfe bei abgesagten Zügen oder Flügen wegen diverser Streiks, umgestellte Exkursionen und entsprechend verändertes Tagungsprogramm: die freundlich entspannte Art der Kolleginnen im Foyer le Pont hat auf uns abgefärbt. 

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