Vortrag des ehemaligen australischen Außenministers
„Vielfältige Realitäten anerkennen“
Der Drang zu „einfachen Lösungen“ ist einer der größten Fehler in den internationalen Beziehungen. Dies betonte der ehemalige australische Außenminister Gareth Evans am Dienstag in Berlin. In seinem Vortrag bei der Tagung „Frieden in der Krise“ sprach sich Evans dafür aus, die vielfältigen Realitäten in Konflikten und Krisen anzuerkennen, ihre Ursachen und Chancen zu kennen und zu nutzen. Nur dann sei man in der Lage, eine „Balance“ zu finden zwischen Frieden und Gerechtigkeit, humanitärer Intervention und Staatssouveränität, nationalen Interessen und ethischen Werten.
Die Evangelische Akademie zu Berlin hatte gemeinsam mit dem Dachverband der Evangelischen Akademien in Deutschland e.V. (EAD) zur Zwischenbilanz in ihrem Diskursprojekt „dem Frieden der Welt dienen…“ eingeladen. Studienleiter Uwe Trittmann machte in seiner Begrüßung auf die aktuellen geopolitischen Herausforderungen aufmerksam. Die Ergebnisse der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz seien erschreckend ernüchternd und von Ratlosigkeit geprägt. So sei ein „unbeirrbarer Optimist“ – wie Evans sich selbst bezeichnet – sehr willkommen, um über Wege aus der „Krise des Friedens“ zu diskutieren.
Das größte Hindernis auf dem Weg zu einer für alle Konfliktparteien akzeptablen Übereinkunft liegt Evans zufolge in der Trennung zwischen geostrategischen und physischen Sicherheitsinteressen auf der einen, und Handels- und Wirtschaftsinteressen auf der anderen Seite. Die Zukunft der internationalen Beziehungen basiert für den Außenpolitiker auf einer neuen Einsicht: Jeder Mensch, in welchem Land auch immer er lebt, ist ein guter internationaler Bürger, der es verdient, dass die Interessen seines Landes als gleichrangig zu denen der anderen Länder akzeptiert werden.
Die Zukunft dürfe nicht den "Pessimisten" gehören, unterstrich Evans. Vielmehr brauche es "Optimisten", die die Überzeugung teilen, dass anerkannte Werte sich durchsetzen werden: "If we want to change the world for the better, we must start by believing that change is possible”.
Hier lesen Sie den Originaltext des Vortrags von Gareth Evans (PDF-Dokument, 154.2 KB).
Hier der Link zur Pressemitteilung.
Erschienen am 21.02.2018
Aktualisiert am 21.02.2018