Nachberichte zum Fachgespräch Ein Polendenkmal in Berlin

Ein Polendenkmal in Berlin

Nachberichte zum Fachgespräch

© Emilie Mansfeld

Die in Polen in der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen rechtfertigen quantitativ wie qualitativ eine eigenständige Form des Gedenkens – so heißt es in einem Pressebericht zum Fachgespräch „Ein Polendenkmal in Berlin“ am 14. Mai 2019. Auch die neuere zeitgeschichtliche Forschung qualifiziere die Kriegsführung in Polen „als Vernichtungskrieg: von den Massenerschießungen nach Kriegsbeginn, über die Shoa bis zur Zerstörung Warschaus“, schreibt Tilman Asmus Fischer in  der evangelischen Wochenzeitung „Die Kirche“.

Stark für ein „Polendenkmal“ macht sich eine Initiative, hinter der beispielsweise Rita Süßmuth, Wolfgang Thierse und die Berliner Bischöfe Markus Dröge und Heiner Koch stehen. Sie hoffen, mit einem speziellen Gedenkort eine Lücke im öffentlichen Gedenken an die Kriegsverbrechen im Nachbarland zu schließen. Die Initiatoren, schreibt Fischer, „verbinden mit ihrem Vorstoß die Hoffnung, über die Forderung nach einem Denkmal hinaus für dieses Defizit zu sensibilisieren und damit eine erinnerungspolitische Brücke zum Nachbarland zu schlagen.“

Die Diskussion im Fachgespräch machte indes auch Bedenken deutlich. Sie bezogen sich einerseits auf die konkrete Gestaltung des Gedenkortes: Kann ein Denkmal Empathie und Mitgefühl hervorrufen und die Würde der Opfer angemessen zum Ausdruck bringen? Wären ein Museum oder ein Ort der Begegnung vielleicht geeignetere Formen der Erinnerung? „Es ging aber auch um die grundsätzliche Frage, ob die Segmentierung von Opfergruppen nach Nationalitäten eine multiperspektivische europäische Erinnerungskultur befördert“, berichtet Studienleiterin Dr. Claudia Schäfer. Zur Sprache kamen außerdem Befürchtungen, ein geographisch weiter gefasstes Denkmal könne den Opfern der „Lebensraumpolitik“ gewidmet sein, was menschenverachtende Kategorien der NS-Zeit wiederholen würde.

Gleichwohl gab es auch Zustimmung für ein Denkmal als „einem Stück demokratischen Pathos“ in der deutschen Symbolpolitik, nicht zuletzt um die  dazugehörige Debatte anzuregen und das Wissen um die Gräueltaten in Polen weiter zu verbreiten. Ein „Polendenkmal“ wurde auch als möglicher Baustein zur Überwindung von politischem Lagerdenken in beiden Ländern gewertet; „gerade jetzt ist das Bedürfnis nach solchen Gesten besonders aktuell und könnte einen empathischen nachbarschaftlichen Blick fördern“, sagt Studienleiterin Schäfer.

Die Veranstaltung mit Referentin Emilie Mansfeld vom Deutschen Polen-Institut finden Sie hier.

Viele weitere Informationen zur Initiative sind hier zusammengetragen: https://www.polendenkmal.de/

Den Artikel von Tilman Asmus Fischer lesen Sie hier.

Einen Pressebericht der Deutschen Welle Polen finden Sie hier.

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