Vom Einüben des Guten
Interview mit Christian Staffa
„Wir brauchen gymnastische ethische Übungen“, sagt Christian Staffa. Im Interview der Reihe „Nachgefragt“ der Fach- und Netzwerkstelle Licht-Blicke fordert der Studienleiter das gemeinsame Einüben demokratischer Einstellungen im interreligiösen Dialog.
Die „gymnastischen ethischen Übungen“ gehen auf eine Idee des Schriftstellers Günther Anders zurück; Staffa hält sie für ein gutes Mittel, die Gesellschaft für Demokratie und gegen Rassismus zu wappnen. Die Flüchtlingskrise 2015 habe gezeigt, dass das „Einüben des Guten“ funktioniere.
Der Theologe wirft in diesem Zusammenhang die grundsätzliche Frage auf, welchen Anteil die Kirchen daran haben, „wie es gerade in der Welt zugeht“. „Kirche hat eine Sprache entwickelt nach dem Motto: Du denkst das, ich denke das, und wir sind total liberal. Doch unterwegs haben wir die Theologie verloren.“ Das gelte auch bei „Kernbegriffen“, wie zum Beispiel dem der Sünde. Christenmenschen seien nicht frei, zum Beispiel von Rassismus oder Sexismus. „Der Sündenbegriff würde hier Solidarität ermöglichen.“
Die Bereitschaft, die eigene Identität als Prozess und nicht festgefügt zu verstehen, ist Staffa zufolge die Grundlage für einen gelingenden interreligiösen Dialog. Es gehe nicht darum, Differenz zu leugnen, sondern vielmehr um einen „Prozess der Veränderung und Öffnung durch die Wahrnehmung der Anderen“. Das gesamte Interview mit Christian Staffa und der Pfarrerin Silke Radosh-Hinder lesen Sie hier (PDF-Dokument).
Erschienen am 22.03.2019
Aktualisiert am 22.03.2019