Soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeitspolitik
Artikel von Michael Hartmann
Ist die Maske eine „Gier-Bremse“? fragt Michael Hartmann. Sind wir wirklich am Beginn einer Wende zu nachhaltigem, verantwortlichem Handeln? Der Studienleiter bezweifelt das. In der aktuellen Ausgabe von „forum erwachsenenbildung“ warnt er vor den sozialen Risiken einer Nachhaltigkeitspolitik.
Man mag die derzeitige Situation als „heilsame Übung empfinden“, so Michael Hartmann. Für sozial schwache Gruppen aber seien andere politische Prozesse wichtig. „Die durch die aktuelle Rezession extrem belasteten Sozialversicherungen hängen in einem sehr hohen Maße von wirtschaftlichem Wachstum ab“, betont er. Zentral sei die Frage, ob soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliches Wohlergehen – von denen gesellschaftlicher Zusammenhalt und sozialer Frieden maßgeblich abhängen - auch mit weniger Wachstum möglich sind.
Schon heute ist klar, „dass die Ansprüche der zukünftigen Leistungsempfänger an Renten- und Krankenversicherungen steigen werden, während gleichzeitig deutlich weniger Beitragszahler zur Finanzierung bereitstehen werden“, warnt der Studienleiter. Ohne ein deutliches Wirtschaftswachstum müssten Leistungen gekürzt oder Beiträge erhöht werden.
Michael Hartmann weist darauf hin, dass global gesehen immer mehr Menschen Chancen auf Teilhabe einfordern werden. Er geht davon aus, dass „die Einhaltung planetarer Grenzen als Argument zur Verweigerung von menschlicher Entwicklung kaum Akzeptanz finden“ wird. Seine Folgerung: Eine „transformierte Weltwirtschaft setzt technische und soziale Innovationen voraus, die möglicherweise nur mit den Ressourcen der bestehenden Industriegesellschaft erbracht werden können“.
Eine solche Neuausrichtung müsse umfassend sein und erfordere daher einen tiefen gesellschaftlichen Wandel. Der Studienleiter fordert einen politischen Prozess in Deutschland, der institutionelle Reformen ermöglicht und „die sozialen Sicherungssysteme und das Steuersystem zukunftsfest und europafähig macht“. Aus dezidiert christlicher Perspektive fügt er hinzu, dass Christen die Entwicklung von Zukunftsszenarien nicht dem Markt überlassen sollten. Allerdings betont er zugleich: „Wir nutzen gleichwohl auch seine Kraft, Neues am Ende auch durchzusetzen“.
Gegen apokalyptische Tendenzen, die angesichts von Pandemie und Klimakrise Platz greifen, will Hartmann ein christliches Narrativ setzen: Den Glauben „an das andauernde Schöpfungshandeln Gottes für die Erhaltung der Welt durch ihn“.
Erschienen am 18.11.2020
Aktualisiert am 19.11.2020