Beobachtungen in einer veränderten Welt 15

Behinderung macht #Unsichtbar

Beobachtungen in einer veränderten Welt 15 - Simone Wasner

Corona-Blog Wasner

© EAzB/EKD

Gesundheit, darauf hoffen derzeit alle Menschen noch mehr als sonst. Anlässlich des am 5. Mai begangenen „Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen“ erinnert Simone Wasner an diejenigen, die jeden Tag damit zu kämpfen haben, nicht ohne Einschränkungen leben zu können.

„Bleiben Sie gesund!“, das lesen wir oft am Ende eines Beitrags oder hören es zur Verabschiedung. Hier steht es nun am Anfang. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was ein behinderter Mensch von diesem Wunsch hält? Auch außerhalb einer drohenden Pandemie ist es wenig angenehm, krank zu sein. Und es ist noch weniger angenehm, wenn Abschiedsformeln wie die zitierte zeigen, dass dieser Umstand vom Absender offensichtlich nicht berücksichtigt wird. Nicht jede Behinderung ist auf den ersten Blick erkennbar, aber jede Behinderung bringt Barrieren mit sich. Das wird in einer Krisenzeit besonders deutlich.

Am 5. Mai wurde bundesweit der „Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ online begangen. Dieser Aktionstag findet jährlich statt, er wurde vor 28 Jahren von der Interessenvertretung „Selbstbestimmt Leben Deutschland“ (ISL) initiiert. Das Ziel ist die Förderung der gleichberechtigten Teilhabe und Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung. In Deutschland leben fast acht Millionen Betroffene.

In den Video-Beiträgen, den Tweets und Geschichten des digitalen Protesttages wird von Diskriminierungen gesprochen, von Rechtfertigungszwängen und fehlenden Mitteln für gleichberechtigte Teilhabe. Das Motto des Aktionstags „Behinderung macht #Unsichtbar“ zeigt deutlich, dass auch und gerade in dieser Krisenzeit gleichberechtigte Teilhabe noch lange nicht umgesetzt ist.

Dabei geht es nicht nur um die Ausgestaltung des Lebens der Betroffenen selbst. Es betrifft auch die Assistent*innen, Dolmetscher*innen, Pflegekräfte und die vielen anderen, die im Umkreis von behinderten Menschen arbeiten. Sie sind oft freiberuflich tätig, ohne den Schutz eines festen Arbeitsverhältnisses und mit niedrigen Stundensätzen.

Deutschland war im Jahr 2007 eines der ersten Unterzeichnerländer der UN-Behindertenrechtskonvention. Das Gesetz zur Ratifikation konnte im März 2009 in Kraft treten. Auf dieser Grundlage wurden in den verschieden Bundesländern Aktionspläne gestaltet. Das vor vier Jahren beschlossene Bundesteilhabegesetz war ein weiterer großer Schritt zur Umsetzung der Konvention. Dabei fand ein wichtiger Wechsel statt von einem Fürsorgesystem zu einem Teilhaberecht, welches die Betroffenen eng einbindet.

Behinderte haben sich auf den Weg gemacht und setzen sich ein, für eine vollständige gleichberechtigte Teilhabe von allen Menschen in diesem Land.

Livestream zum Aktionstag

Dieser Text steht unter CC-0 und darf frei geteilt und modifiziert werden.

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