Zum Umgang mit eingefurchten antisemitischen Bildern
Dokumentation erschienen
Einen „experimentellen Zugang“ für den Umgang mit der Wittenberger „Judensau“ befürwortet Dr. Christian Staffa. Das schmähende Relief könnte zunächst zeitweilig verhüllt und das ihm zugeordnete Mahnmal am Fuß der Stadtkirche nachts angestrahlt werden, schreibt der Studienleiter im Vorwort der epd-Dokumentation „In Stein gemeißelt – zum Umgang mit eingefruchten antisemitischen Bildern“.
Die gerade erschienene Dokumentation enthält einen großen Teil der Vorträge, die im Mai 2019 im Rahmen der gleichnamigen Tagung in Wittenberg eingebracht wurden. Die „Judensau“ – die man beschloss, künftig „Christensau“ zu nennen, „da sie mehr über Christen und nichts über Juden aussagt“ – und die Frage, wie damit umzugehen ist, waren Ausgangspunkte der Tagung. Grundsätzlich sollte es um den angemessenen Umgang mit manifesten antisemitischen Bildern gehen und darum, „wie antijüdische antisemitische Bildsprache sich in die Herzen senkt und dort Bildungsanstrengungen torpedieren kann“, schreibt Staffa.
Mit einfachen pädagogischen Mitteln sei Antisemitismus nicht beizukommen, betonte der Theologe, der seit Oktober 2019 Antisemitismusbeauftragter des Rates der EKD ist. „Die Projektionsmechanismen wie auch de Abwehr von Ambivalenzen sind tief eingeschrieben als oder in Welterklärungsmuster. Auf welchen Ebenen sind diese beiden Wirkweisen zu verändern? Welche Rolle spielen Negativ- oder eben Positivbilder?“
Im „Gedenken an die Abgründe“, die sich mit Bildern wie dem Relief an der Stadtkirche Wittenberg verbinden, könne man „kaum etwas richtig machen“, meint Christian Staffa. Das Bemühen darum müsse „gleichwohl ernsthaft und selbstreflexiv“ sein. Konkret kann er sich vorstellen, die „Sau“ an der Stadtkirche abzudecken und eine schon existierende Nachbildung unten neben dem Mahnmal zu positionieren. Weitere Möglichkeiten auch mit anderen Kunstwerken könnten „probiert und ausgewertet werden, bevor eine vorläufig endgültige Lösung geschaffen wird“.
Die epd-Dokumentation Nr. 4/2020 ist zu bestellen unter kundenservice@gep.de oder als Sonderdruck mit dem abgebildeten Cover unter eazb@eaberlin.de.
Erschienen am 29.01.2020
Aktualisiert am 19.01.2022