Innere Sicherheit und christlich-muslimischer Dialog
Rückblick
„Innere Sicherheit beginnt für mich da, wo ich nicht mehr Angst haben muss, vor Bahngleise geschubst zu werden“, sagte eine muslimische Teilnehmerin bei der Fachtagung „Innere Sicherheit und christlich-muslimischer Dialog“ am 14. Februar. Ein Rückblick von Dr. Sarah Albrecht und Dr. Andreas Goetze.
Beim Stichwort „Innere Sicherheit“ richtet sich der Blick landläufig direkt auf Muslim*innen und die verschiedenen islamischen Organisationen und die Frage nach deren „Verfassungstreue“. Es gehöre zu den Aufgaben des Verfassungsschutzes, erklärte eingangs Dr. Bugday, zum Schutz der freiheitlich demokratischen Grundordnung ihre Beobachtungen über extremistische Bestrebungen aufzuzeichnen. Das sei wichtig und richtig, so Prof. Dr. Schiffauer in seiner kritischen Replik, doch unter dem „Modus des Verdachts“ bestehe die Gefahr der Stigmatisierung. Schiffauer betonte die „unterschätzte Definitionsmacht der Verfassungsschutzberichte“: Auch Jahre später, längst aus den Berichten gelöscht, heiße es immer noch: „Da wird schon was dran sein“. Zudem fehle den Berichten oft eine wirkliche Kenntnis der Situation vor Ort. Mediale Vereinfachungen und stereotype Zuschreibungen erschwerten darüber hinaus eine differenzierte Debatte.
In anschließenden Arbeitsgruppen wurden christlich-islamische Kooperationsprojekte vorgestellt und diskutiert, die in diesem Spannungsfeld ihre zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit gestalten und nicht selten fehlender finanzieller Förderung bis hin zu Anfeindungen ausgesetzt sind. Eine abschließende Podiumsdiskussion unter Einbeziehung der Teilnehmenden unterstrich die Bedeutung der begonnenen Gespräche: Wir brauchen einen offenen, wertschätzenden und zugleich kritischen Dialog, der nicht nur auf die muslimischen Akteur*innen blickt, sondern auch islamfeindliche Haltungen in der Mehrheitsgesellschaft thematisiert.
Die Fachtagung „Innere Sicherheit und christlich-muslimischer Dialog. Herausforderungen, Erfahrungen, Zukunftsperspektiven“, die die Evangelische Akademie in Kooperation mit dem Berliner Missionswerk ausgerichtet hat, fand mit rund 80 Praktiker*innen und Expert*innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Verwaltung im Evangelischen Zentrum statt.
Erschienen am 18.02.2020
Aktualisiert am 04.03.2020