"Talking Religion"
Rückblick auf die ersten Online-Treffen
Religion und Feminismus, Glaube und Digitalisierung, Hasskommentare und Hoffnung. Die trialogische Gesprächsreihe „Talking Religion“ bietet jungen Menschen einen geschützten Raum, um über Gott und die Welt zu diskutieren. Die ersten beiden Termine im Oktober und November fanden online statt.
„Nicht selten wird man im interreligiösen Dialog (leider oft im kirchlichen Kontext) in repräsentative Rollen gesteckt oder findet sich unbewusst in diesen wieder. Das war in diesem Format überhaupt nicht der Fall, und ich hatte durchweg das Gefühl als Individuum verstanden zu werden, was als muslimische Frau nicht selbstverständlich ist.“ Diese Bilanz zieht eine Teilnehmerin der interreligiösen Veranstaltung am 19. November „Vor G*tt sind alle Menschen gleich?! Religiös, feministisch, divers“, auf der 48 Frauen und immerhin drei Männer – von Österreich bis Flensburg, vom Saarland bis nach Passau – online miteinander diskutierten.
Eine andere Teilnehmerin berichtet: „Die Beiträge der Frauen waren für mich nicht nur herzerfrischend, sondern sie stärken vor allen Dingen meine Zuversicht, dass wir – allen Unkenrufen zum Trotz – zu einer funktionierenden multinationalen Gesellschaft reifen, in der jeder s e i n e n Glauben leben kann. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dazu ist m.E. der Abbau des patriarchalischen Denkens in allen Religionen. Herzlichen Dank auch an die mutigen Frauen."
Zum Start der christlich-jüdisch-muslimischen Gesprächsreihe am 29. Oktober ging es um „Gott im Netz. Glaube und Gemeinschaft digital“. Zoom-Andachten, Theologie auf Instagram, digitale Gebetswände, gemeinsames Fastenbrechen oder Abendmahl am Bildschirm – eruiert wurde, was alles möglich ist und wo die Grenzen der digitalen Begegnung liegen.
Sehr unterschiedliche Beiträge haben die Gespräche an beiden Terminen bereichert, sagt Studienleiterin Claudia Schäfer, „dabei wurde es oft persönlich, etwa wenn es um das Glaubensleben, Hatespeech-Erfahrungen im Netz, Widerstände und Ermutigungen auf dem Weg als religiöse junge Menschen ging. Die offene Gesprächsatmosphäre war uns sehr wichtig.“ Studienleiterin Sarah Albrecht betont: „Dass wir ein in religiös-weltanschaulicher Hinsicht derart diverses Publikum erreichen, freut uns ganz besonders. Und das ist in erster Linie der Kooperation mit unseren muslimischen und jüdischen Partner*innen zu verdanken, mit denen wir diese Reihe gemeinsam gestalten.“ Im kommenden Jahr sollen weitere Gesprächsangebote in der Reihe folgen.
„Talking Religion“ richtet sich an junge Menschen unter 27 Jahren – ganz egal, ob sie sich als religiös beschreiben oder nicht, ob als jüdisch, christlich oder muslimisch geprägt oder auch ganz anders. Die Gesprächsreihe ist eine Kooperation mit „Dialogperspektiven“ und dem Avicenna Studienwerk.
Erschienen am 25.11.2020
Aktualisiert am 27.11.2020