Die Kirchen und der „Bruderkrieg“
Gespräch über Orthodoxe Kirchen in der Ukraine und in Russland
Wo stehen die Orthodoxen Kirchen in der Ukraine und Russland im aktuellen Konflikt und was könnten sie zu einer Lösung beitragen? Sergii Bortnyk von der Theologischen Akademie der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche berichtete von Verbindungen und Verwerfungen innerhalb der Orthodoxie in der Ukraine und Russland.
Obwohl seine Kirche zum Moskauer Patriarchat gehöre, gebe es in der Praxis erhebliche Unterschiede zwischen dem russischen und dem ukrainischen Teil, sagte Bortnyk, der auch Mitarbeiter des Außenamtes der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche ist. In Russland gebe es einen Gleichklang von Staat und Kirche. In der Ukraine sei das im Prinzip ähnlich, wenn auch weitgehend auf der Linie des ukrainischen Staates. Dennoch wolle man in der Ukraine keine Staatskirche sein.
Der Kiewer Metropolit als Oberhaupt seiner Kirche in der Ukraine habe mehrfach deutlich formuliert, dass die russische Invasion ein „Bruderkrieg“ und damit besonders gravierend sei, betonte Bortnyk. Die Kontakte nach Russland seien innerhalb seiner Kirche aber sehr tief; deshalb könne man sich trotz aller Differenzen nicht einfach vom Moskauer Patriarchat trennen. Für Bortnyk ist wichtig, dass die ökumenischen Beziehungen Richtung Moskau und dem dortigen Oberhaupt Patriarch Kyrill zur Beendigung des Krieges genutzt werden.
Erschienen am 28.04.2022
Aktualisiert am 06.05.2022