Lässt sich überhaupt noch etwas richtig machen?

Mit Unschärfen leben

Eindrücke aus einem Workshop über (unvollkommene) Leitungsentscheidungen in angespannten Zeiten

Stress im Büro

© Volker Witt / Adobe Stock

„Wir leben ja in total interessanten Zeiten!“ sagt jemand in der ersten Online-Abendrunde zu unvollkommenen Leitungsentscheidungen. So lässt sich das sehen! Was mit einem Mal doch alles möglich ist, wo doch gerade so viel nicht möglich ist. Wer mehr die Möglichkeiten als die Unmöglichkeiten sieht, kann vielleicht besser mit den „Unschärfen“, die in allem Entscheiden und Planen liegen, umgehen – und dennoch zusammen für so etwas wie Verlässlichkeit sorgen. Wo doch so viel Vertrauen in stabile Abläufe schütter geworden ist. Auch das trägt sich in diesen Abend ein: Es wurden etwa zu Weihnachten sehr verschiedene Entscheidungen getroffen, um möglichst niemanden auszuschließen, um die Zugänge so leicht und so geschützt als möglich zu halten. Ist das für alle aufgegangen?

  • Und wo es nicht aufgegangen ist, wo die Enttäuschten, die Verbitterten sich zu Wort melden, wie schaffen wir es da, das Gespräch zu suchen ohne den Lauten zu viel Macht und Raum zu geben?
  • Und was, wenn gesagt wird, dass der Zweifel wächst, ob es wirklich „noch so schlimm“ ist mit dem Virus?
  • Und wenn mir selbst etwas nicht passt an den Entscheidungen meiner Gemeinde, geht´s dann in den Modus des „Dann bin ich eben gar nicht mehr dabei!?“

Da liegt es nahe, genau zu überlegen, was man noch anspricht und was nicht. Andere justieren ihre Entscheidungen ständig nach, was natürlich im Erklären viel Kraft braucht. Und trotzdem bleibt das Gefühl zerrieben zu werden! Kritik ist immer – ob man verzichtet auf Gottesdienste oder sie in kleinen Formaten stattfinden lässt. Ständig verlangt jemand: „Ihr müsstet noch mehr auf die Situation eingehen…“ Gerade vor Weihnachten war das der Fall. Und das wäre ja alles noch erträglich, wenn es nicht auch diese extremen Anwürfe gäbe, unzumutbare und völlig inakzeptable historische Vergleiche, mit denen man – an der Kirchentür konfrontiert wird. Niemand sollte das allein „schlucken“ müssen!

  • Beherzt „weiter auf Sicht fahren“
  • und inakzeptable Anwürfe nicht mit sich allein ausmachen, Koalitionen suchen,
  • gemeinde- und selbstbewusst gute Ideen austauschen, um Neues zu probieren,
  • keine Angst davor, etwas falsch zu machen.

Das bewährt sich.

Montagsgebete, öffentlich sichtbares „Brückenbauen“ und die Diskussion über allzu Selbstverständliches, das man vielleicht gar nicht mehr braucht – das und vieles mehr ist in diesen unsicheren Zeiten möglich. Dazu gehört, sich freimütig gegenseitig zuzuhören, Zeit für die vielen Einzelgespräche zu haben, denn vielleicht ist es nicht die Zeit der ganz großen Projekte.  Vielleicht wird eine ernsthaftere Generation aus der Pandemie hervorkommen. Das steht im digitalen Raum. Dann ist es gut, darauf vorbereitet zu sein. Die kommenden Abende sollen den Schwerpunkt auf konkrete Umsetzungsideen legen. Online – für alle.

Die Verfasserin Christina-Maria Bammel ist Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Den Workshop hat sie gemeinsam mit unserem Studienleiter Heinz-Joachim Lohmann geleitet. Er wird am 4. und 11. Februar fortgesetzt. 

Der Text erschien zuerst im Blog der Pröpstin.

Heinz-Joachim Lohmann

Stellvertretender Direktor und Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche im ländlichen Raum

Telefon (030) 203 55 - 510

2022 4 Feb

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Workshop zu (unvollkommenen) Leitungsentscheidungen in angespannten Zeiten

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