Neues Leben in altem Dorf
Solidarität mit Geflüchteten nach dem „Modell Riace“
Wie die gute Aufnahme von Geflüchteten ein durch Emigration fast verwaistes Dorf wieder zu neuem Leben verholfen hat: Darüber schrieb der ehemalige Bürgermeister von Riace, Domenico Lucano, ein Buch. „Das Dorf des Willkommens“ beinhaltet seine politische Vision von einem offenen und solidarischen Europa. Sie basiert darauf, Schutzsuchende gastfreundlich zu empfangen und als gleichberechtige Bürger*innen anzuerkennen. Die Lesung und Diskussion mit Elvira Bittner (Übersetzerin) und Elisabeth Voß (Publizistin) haben wir aufgezeichnet.
Ein Dorf entwickelt eine neue Zukunft: Leestehende Häuser werden (mit Erlaubnis der ausgewanderten Besitzer*innen) als Unterkünfte für Geflüchtete zur Verfügung gestellt. Doch auch eine Schule und ein Kindergarten entstehen, eine alte Ölmühle wieder in Betrieb genommen. Die Müllabfuhr wird modernisiert, es entstehen eine Weberei, eine Keramikwerkstatt, eine Taverne und weitere Geschäfte. Alt- als auch Neubürger*innen arbeiten Hand in Hand. Traditionelle Handwerke werden wiederbelebt. Dies alles schildert Domenico Lucano in seinem Buch.
„Das ‚Modell Riace‘ hat gezeigt, wie die Aufnahme von geflüchteten Menschen funktionieren kann“, resümiert Studienleiter Oliver Schmidt. Doch die Lesung machte auch deutlich, welche Herausforderungen im „Dorf des Willkommens“ zu meistern waren, und welchen politischen Angriffen Lucano ausgesetzt war.
Erschienen am 02.06.2022
Aktualisiert am 08.06.2022