"Unerträgliche Diskursverschiebung"

„Unerträgliche Diskursverschiebung“

Klimaaktivistinnen nicht ausgrenzen, sondern ins Gespräch holen

Von links nach rechts: Katrin Rudolph, Christina-Maria Bammel, Friedhelm Wachs, Anne Gidion, Gesche Joost, Eberhard Diepgen, Julia von Blumenthal, Irmgard Schwaetzer und Martin Dutzmann.

© Haishu Chen/E AzB

Als „unerträgliche Diskursverschiebung“ hat Akademiedirektorin Friederike Krippner die derzeitigen Diskussionen um die Klimaproteste von Aktivist*innen der Gruppe „Letzte Generation“ kritisiert. Die Frage solle aus ihrer Sicht nicht lauten. wie sich die Kirche gegenüber der Gruppe positioniere, sagte Krippner der evangelischen Wochenzeitung Die Kirche. Vielmehr müsse es darum gehen, wie es endlich gelingen könne, dem biblischen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung nachzukommen. Darüber solle die Kirche mit allen sprechen, denen an dieser Aufgabe gelegen sei.

Die Kirche hatte Christinnen und Christen aus Kirche, Politik und Gesellschaft gefragt, wie weit der Protest für eine klima-gerechte Welt gehen darf und wie sich die Kirche gegenüber der „Letzten Generation“ positionieren soll. Krippners Antwort im Wortlaut:

Teile ich die Anliegen der „Letzten Generation“? In jeder Hinsicht. Halte ich ihre Protestformen für geeignet? Nur bedingt. Finde ich die aktuellen Diskussionen um die Gruppe in kirchlicher und gesellschaftlicher Öffentlichkeit angemessen? Eher nicht. Ich empfinde sie vielmehr als unerträgliche Diskursverschiebung. Als Synodale habe ich den Vortrag der Aktivistin Aimée van Baalen bei der EKD-Herbstsynode in Magdeburg gehört. Sehr eindrücklich hat sie geschildert, warum die „Letzte Generation“ zivilen Widerstand leistet und bewusst in Kauf nimmt, dafür rechtliche Konsequenzen zu tragen. Der Grund ist einfach. Alle Fakten zum menschengemachten Klimawandel liegen auf dem Tisch. Und trotzdem ergreift die Politik viel zu langsam und zögerlich Maßnahmen, um die Erderwärmung zu stoppen.

Die Frage sollte daher aus meiner Sicht nicht lauten: Wie positionieren wir uns als Kirche gegenüber der „Letzten Generation“? Sondern: Wie gelingt es uns, endlich unserem Auftrag nachzukommen? Denn als Christin bin ich der tiefen Überzeugung, dass die Bewahrung der Schöpfung keine biblische Fußnote ist. Sie gehört vielmehr zu unseren Kernaufgaben. Darüber sollten wir als Kirche sprechen – mit allen, die an dieser Aufgabe ein Interesse haben. Dazu sollte auch gehören, die Verzweiflung der „Letzten Generation“ in das Gespräch mit Entscheidungsträger*innen in Politik und Gesellschaft hineinzuholen – und nicht, die Ohren vor ihrem existenziellen Anliegen zu verschließen und sie auszugrenzen.

Der Auftritt der „Letzte Generation“-Aktivistin war bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Anfang November mit großem Applaus aufgenommen worden. Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich hatte Politiker*innen anschließend zum Dialog mit der Gruppe aufgerufen, was seitdem innerkirchlich für hitzige Debatten sorgt.

Krippner, Friederike 2020

Dr. Friederike Krippner

Akademiedirektorin

Telefon (030) 203 55 - 505

Anmeldung
Newsletter
nach oben

Cookies und Datenschutz

Unsere Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung der Bedienung und des Angebots sowie zur Auswertung von Webseitenbesuchen. Einzelheiten über die von uns eingesetzten Cookies und die Möglichkeit diese abzulehnen, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.