Antisemitismus begegnen und Verantwortung stärken
DisKursLab und Schulstiftung erarbeiten Bildungsmodule
Wie lassen sich Schüler*innen für antijüdische und antisemitische Diskriminierung insbesondere in den sozialen Medien sensibilisieren? In einem Kooperationsprojekt mit der Evangelischen Schulstiftung in der EKD hat unser DisKursLab Bildungsmodule entwickelt, die sich methodisch und inhaltlich speziell auf digitale Medien und Lebenswelten beziehen. Zugleich thematisieren sie auch die Rolle von Kirche und Theologie bei der Entstehung und Tradierung antisemitischer Stereotype.
Mit diesem Wissen werden die Schüler*innen ermutigt, sich institutionell und persönlich selbstreflexiv mit Verstrickungen in Antisemitismus auseinanderzusetzen. Die Module richten sich auch an Lehrende – vor allem Religionslehrer*innen – und sollen ihren Blick für christlich geprägte antisemitische Typologien und deren Bedeutung für aktuelle Formen des Antisemitismus schärfen. Zugleich ermutigen sie methodisch zur Integration von analogen und digitalen Formen schulischer Bildungsarbeit.
Suche nach christlichen Spuren im heutigen Antisemitismus
Die Module sind eine Spurensuche nach der christlichen Signatur des gegenwärtigen Antisemitismus. Sie beschäftigen sich auf vielfältige Weise mit Erscheinungsformen von Antisemitismus, mit der darin oft unausgesprochenen Bibelrezeption und der Wirkung christlich geprägter antijüdischer Geschichten und Bilder.
Dabei untersuchen die Teilnehmer*innen antisemitische Codes und Motive wie Verrat, Geldgier, Verschwörung in aktuellen Verschwörungserzählungen. Sie spüren der Verbreitung dieser Motive im Internet und in den sozialen Medien nach und verfolgen ihre christliche Prägung zurück. Ein Beispiel sind Darstellungen der biblischen Judas-Figur.
Mit einer dreitägigen Abschlussveranstaltung mit rund 90 Schüler*innen aus mehreren Bundesländern und ihren Lehrkräften ging das Projekt Ende März zu Ende. Im Rahmen dieser Veranstaltungen entwickelten die Schüler*innen eigene Projekte und Bildungsmodule, die sie und ihre Lehrer*innen weiter nutzen können. Auf diese Weise werden sie selbst zu Multiplikator*innen. Entstanden sind kreative Produkte wie Instagram-Kanäle, die sich auf humorvolle Art und Weise mit der Judas-Figur in der heutigen Zeit oder mit Antisemitismus in der Kunst auseinandersetzen. Auch Kurzfilme und Podcast-Ideen wurden von den Jugendlichen in Gruppenarbeiten entwickelt.
Die Materialien, die von den Schüler*innen auf der Grundlage ihrer Entdeckungen und Erfahrungen entwickelt wurden, greift unser Projekt DiskursLab – Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis jetzt auf und macht sie auch für außerschulische Bildungskontexte wie den Konfirmand*innenunterricht nutzbar.
Das Projekt "Antisemitismus begegnen und Verantwortung stärken – Demokratie gestalten an Schulen in evangelischer Trägerschaft" hatte das Ziel, sich gemeinsam mit Lehrkräften und Jugendlichen mit aktuellen Erscheinungsformen von Antisemitismus auseinanderzusetzen und den darin christlich geprägten antijüdischen Bildern auf die Spur zu kommen. Insbesondere bezogen auf die Lebenswelt der sozialen Medien sollte die Auseinandersetzung mit christlichen antijüdischen Bildern mit jungen Menschen und Multiplikator*innen als Zielgruppe exemplarisch erarbeitet werden.
Die Entwicklung der digital verfügbaren Bildungsmaterialien geht nun weiter: Im Frühjahr 2024 werden die Module nach einer Überarbeitung und Weiterentwicklung veröffentlicht.
Weiterführendes zum Thema
Erschienen am 28.07.2023
Aktualisiert am 28.07.2023