Störung hat Vorrang

Störung hat Vorrang

Broschüre zu christlicher Antisemitismuskritik als religionspädagogischer Praxis

© Anne Eichhorst / DisKursLab

Kaum ein Mensch versteht sich heutzutage dezidiert und offen als Antisemitin oder Antisemit. Dennoch kommen besonders in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie bestimmte antijüdische oder antisemitische Bilder an die Oberfläche. Viele kirchliche Stellungnahmen machen sehr deutlich, dass Antisemitismus als Sünde verstanden werden muss. Gleichzeitig scheint ein Verständnis dafür zu fehlen, wie Kirche, Theologie und Religionspädagogik immer noch Bilder tradieren, die das Judentum als Negativfolie nutzen, um sich selbst alles Positive zuschreiben. Zu beobachten ist auch, dass in den säkularen Varianten des Antisemitismus – meist unbewusst und unreflektiert – eine christlich geprägte Stereotypisierung weiterlebt.

Mit der Broschüre „Störung hat Vorrang“ zeigen unsere Projekte DisKursLab und Bildstörungen gemeinsam mit dem Antisemitismusbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) deshalb Wege auf, wie christliche Antisemitismuskritik für die religionspädagogische Praxis fruchtbar gemacht werden kann. Die Broschüre wurde gemeinsam mit unserem Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche, Christian Staffa (zugleich Antisemitismusbeauftragter der EKD), sowie mit dem Netzwerk antisemitismus- und rassismuskritische Religionspädagogik und Theologie (narrt) erarbeitet und wird vom DisKursLab gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus herausgegeben.

Anliegen der Broschüre ist es, gewohnte Bahnen in Religionspädagogik und Theologie zu stören, um der fortdauernden Stereotypisierung von Jüdinnen und Juden etwas Konstruktives entgegenzusetzen. Neue Selbstbilder braucht das Land – und zwar Selbstbilder, die Ambivalenzen nicht in Aggression gegen ein jüdisches Gegenüber auflösen. Solche Selbstbilder sind auch für Genderthemen und Rassismuskritik fruchtbar zu machen, denn bei diesen Themen wirken ähnliche Projektions- und Zuschreibungsmechanismen. Die Beiträge der Broschüre versuchen daher anhand konkreter biblischer Motive, neue Selbstbilder zu konstruieren, die nicht auf Abspaltungen und Negativzuschreibungen angewiesen sind. Sie präsentieren konkrete antisemitismuskritische Elemente, die in Lehrbücher und Materialien für den Religionsunterricht einfließen können. Damit wollen sie exemplarisch zu einem besseren christlichen Selbst-, Bibel- und Weltverständnis anregen.

Dr. Christian Staffa

Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche

Telefon (030) 203 55 - 411

DisKursLab

Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung und Praxis

Das Modellprojekt DisKursLab begreift den digitalen Wandel als nicht nur technische, sondern vor allem soziale Herausforderung und zugleich als Chance für Demokratisierungsprozesse. Mit innovativen (Bildungs-) Formaten für Theologie und Religionspädagogik und Gemeindepraxis verbindet das Projekt …

Bildstörungen

Elemente einer antisemitismuskritischen pädagogischen und theologischen Praxis

Antijudaismus schafft Zerrbilder, die oft subtil und nur mit geschultem Blick zu erkennen sind. Wer sich einen „Pharisäer“ im Café bestellt, der scheinheilig Alkohol im Kaffee versteckt, wird das meist nicht im Bewusstsein tun, sich gerade an einer antisemitischen Denunziation zu beteiligen. Dabei …

Anmeldung
Newsletter
nach oben

Cookies und Datenschutz

Unsere Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung der Bedienung und des Angebots sowie zur Auswertung von Webseitenbesuchen. Einzelheiten über die von uns eingesetzten Cookies und die Möglichkeit diese abzulehnen, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.