Vom Wert des Menschen
Akademiedirektorin Krippner im rbb-Interview
Zu Weihnachten hat das rbb-Inforadio mit Akademiedirektorin Friederike Krippner über die Frage gesprochen, was der Mensch wert ist. „Menschen haben einen Wert nicht dadurch, dass sie einen bestimmten Zweck erfüllen, sondern sie haben einen Wert dadurch, dass sie vernunftbegabte Wesen sind, die ihre Zwecke selber bestimmen“, sagte Krippner in Anlehnung an den Philosophen Immanuel Kant. „Das heißt: Menschen haben keinen monetären Wert, sondern sie haben durch ihr Menschsein an sich einen Wert.“ Das Interview strahlte der Sender an Heiligabend im Rahmen eines Themenschwerpunkts aus.
Krippner betonte, dem gleichen Wert und der gleichen Würde aller Menschen stehe es nicht entgegen, sich als Gesellschaft an den Bedürfnissen der Einzelnen zu orientieren. Als Beispiel nannte sie die Kosten der Gesundheitsversorgung: „Jemand, der eine Krebserkrankung hat, hat natürlich das Anrecht darauf, das teure Krebsmedikament zu bekommen, auf das ich kein Anrecht habe; dadurch ist er aber nicht mehr wert.“ Womöglich ergäben sich aus einer solchen Betrachtung im konkreten Fall Ungerechtigkeiten. „Die bemessen sich aber daran, dass die Menschen alle gleich viel wert sind, aber verschiedene Bedürfnisse haben und wir das Geld, das uns zur Verfügung steht, bedürfnisorientiert verteilen müssen“, sagte Krippner.
Auf die Frage, was geschehen müsse, um der Gleichheit der Menschenwürde stärker gerecht zu werden, sagte die Akademiedirektorin: „Aus einer ethischen Perspektive muss man schauen, dass diejenigen, die besondere Bedürfnisse haben, auch besonders viel bekommen.“ Als Beispiel führte sie die Bemessung des Kindergeldes an. „Alle bekommen gleich viel Kindergeld – ist das wirklich gerecht? Oder wäre es nicht sehr viel gerechter, denen, bei denen die Kinder weniger Möglichkeiten haben, mehr Geld zu geben und zum Beispiel den Gutverdienern kein Geld zu geben? Wir müssen bedürfnisorientiert schauen – das wäre ethisch.“
Erschienen am 24.12.2023
Aktualisiert am 24.12.2023