Wie übers Klima reden – und vor allem: mit wem?
Gute Kommunikation für eine ökologische Transformation
Wie können mehr Menschen angesprochen und mitgenommen werden auf dem Weg in eine sozial-ökologische Transformation? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops „Wie übers Klima reden?“. Ein Ergebnis: Wir müssen raus aus der eigenen Bubble.
In der Auseinandersetzung mit der Ausstellung Klima X im Museum für Kommunikation Frankfurt, in Diskussionen zum Vortrag der Umweltpsychologin Laura Loy und in einem Workshop mit Oliver Emde von der Evangelischen Akademie Hofgeismar wurde deutlich: Wir können uns in unserem Handeln für eine nachhaltigere Gesellschaft vor allem stärken, wenn wir uns an Gleichgesinnten orientieren und uns gegenseitig unterstützen. Diese Botschaft ist wichtig. Aber reicht es, unter Gleichgesinnten ein Wir-Gefühl zu fördern?
Es braucht doch mehr als das. Es geht darum, zu erkennen, wo wir – insbesondere durch die Art, wie wir reden – nur bestimmte Kreise erreichen. Das sind oft diejenigen, die schon von den Gefahren des Klimawandels überzeugt sind und ohnehin nachhaltiger leben möchten. Wir brauchen jedoch eine Mehrheit, um politisch etwas zu verändern. Wenn wir uns nicht darum bemühen, für alle verständlich und überzeugend zu kommunizieren, werden die Stimmen gestärkt, die behaupten, dass eine sozial-ökologische Transformation die Einschränkung von Freiheit bedeutet. Dass eine Minderheit über alle anderen bestimme und ihre moralischen Vorstellungen aufzwingen wolle. Für eine demokratische Transition braucht es also Überzeugungsarbeit „von unten“.
Dabei ist gerade die Perspektive junger Menschen wichtig. Sie erleben ganz persönlich: Es geht um ihre Zukunft. Man kann der jungen Generation in der Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation etwas zutrauen. Eine „Aufklärung“ von oben herab, die sie als Unwissende behandelt, braucht diese Generation nicht. Sie braucht vor allem Handlungsmöglichkeiten. Und Handeln heißt ganz klar auch, Andersdenkende zu überzeugen, viele Menschen mit ins Boot zu holen: Wir brauchen alle.
Wir sollten also in einen respektvollen Dialog treten insbesondere mit denen, die nicht überzeugt sind von der Relevanz des Klimawandels. Das kann bedeuten, politische Bildung auch für Menschen älterer Generationen anzubieten und sie zum Lernen und zu Veränderungen anzuregen. In Gesprächen sollten wir darauf hinarbeiten, dass die Beteiligten ihre individuelle Betroffenheit wahrnehmen – denn Veränderung geht nicht ohne emotionale Ebene mitzunehmen. Eine einfache, klare Sprache ist dabei wichtig. Wichtig ist auch, in der Kommunikation auf Schuldzuweisungen zu verzichten, gerade auch gegenüber Menschen, die ihre Lebensweise nicht einfach so ändern können, dass sie nachhaltiger leben. Last but not least: Input und Wissen alleine reicht nicht – wir brauchen Zeit zum freien Austausch, erst dann können neue Ideen wachsen.
Hannah Schilling, Studienleitung, mit Ruth Freye und Franziska Gross, Teilnehmende des Workshops und alle drei Mitglieder der Manifest-Gruppe „No one should be left behind“.
Erschienen am 05.06.2023
Aktualisiert am 21.06.2023