„Wir können nicht mutig sein ohne Furcht“
Was die Kirche von Start-up-Firmen lernen könnte
„Ich bin ein Mensch, der zwischen Sicherheit und Aufbruch meistens den Aufbruch wählt“, beschrieb sich Julia Backhaus, Gründerin des Pflegeportals Ecaria und Vorstandsmitglied von Immofemme, einer Wohnungsgenossenschaft für Frauen. Ob sie bei so viel Aufbruch keine Angst habe, hakte Alexander Remler nach. Backhaus‘ Antwort: „Wir können nicht mutig sein ohne Furcht.“
Die Gründerin und ihr Gesprächspartner, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde am Groß-Glienicker See mit ihrer markanten Schilfdachkapelle in Berlin-Kladow, trafen im Arbeitskreis Wirtschaft und Arbeit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) aufeinander. Thema ihrer Diskussion war die „Kirche als Start-up“.
Beide berichteten über eigene Erfahrungen, in denen sie Krisen als Chance erlebt haben. Die Schilfdachkapelle begann eine Fülle innovativer Projekte mit der Corona-Pandemie und den Einschränkungen, die diese für Versammlungen und persönliche Begegnungen brachte. Sowohl im digitalen Raum als auch bei neuen Formen der Begegnung – meist unter freiem Himmel – erfand die Gemeinde Neues und veränderte alte Routinen oder verabschiedete sich ganz von ihnen. An diesen Aspekt knüpfte EKBO-Pröpstin Christina-Maria Bammel mit Blick auf die Landeskirche insgesamt an: „Mich treibt der Gedanke um, wie wir die Klimakrise für einen Probiergeist im Raum der Kirche nutzen können.“
Backhaus als vielfache Gründerin schilderte dem Kreis ihre Erfahrungen, wie sich Krisen als Momentum nutzen lassen, wie sich die Energie in angefangenen Prozessen halten und Leadership neu denken lässt. Für sie sei Emanzipation dabei eine wichtige Kategorie. Energie könne man in solchen Prozessen auch daraus schöpfen, sich von Aufgaben zu trennen. „Abgeben schafft Energie“, so Backhaus und: „Bauchladen geht nicht.“
Mit Blick auf die Kirche sagte die Gründerin: „Ihr seid eine große Community, um die Euch viele Start-ups beneiden.“ Allerdings mache die Kirche zu wenig aus diesem Potenzial. „Ich wünsche mir mehr Wege rein in die Kirche.“ In diesem Punkt waren sich Backhaus und Remler einig: Es gelte, mehr Angebote und Ideen anzunehmen und zu verwirklichen, die aus der „Community“ – der Gemeinde – kommen.
Erschienen am 02.03.2023
Aktualisiert am 15.03.2023