„Gute Orte - schlechte Orte?"
Das Berliner Demokratiebarometer schafft Transparenz und öffnet Diskussionsräume
Ganz konkret, ganz lokal: Beim Berliner Demokratiebarometer können junge Leute auf einem interaktiven Stadtplan zeigen, wo in der Stadt ihre Stimmen gehört werden und wo es dafür noch Verbesserungsbedarf gibt.
Gibt es, bezogen auf Demokratie und Mitbestimmung, gute und schlechte Orte? Wo in ihrer Stadt erleben junge Menschen Anerkennung? Wie viel können sie mitbestimmen? Das zeigt jetzt ein interaktiver Stadtplan. „Das Berliner Demokratiebarometer des Projekts FairReden soll Einblicke geben und die Diskussion eröffnen", erläutert Stadtsoziologin Hannah Schilling. Sie ist Studienleiterin für gesellschaftspolitische Jugendbildung an der Evangelischen Akademie zu Berlin und hat das Angebot im Rahmen des Trägerkreises FaiReden der Stiftung Zukunft Berlin mit entwickelt.
Seit Januar bis zunächst Ende Juni können 13- bis 27-Jährige in den Stadtplan eintragen, „wo sie positive oder negative Erfahrungen mit Anerkennung, Mitbestimmung und Respekt gemacht haben – sei es in der Schule, auf dem Skateplatz, im Einkaufszentrum oder in der U-Bahn", sagt Schilling. Ziel sei, sich niedrigschwellig über Demokratie und Beteiligung auszutauschen und ein gesellschaftliches Gespräch anzuregen.
Das Berliner Demokratiebarometer entstand im Rahmen des Trägerkreises FairReden, in dem sich unter anderem die Landeszentrale für politische Bildung, die Evangelische Schulstiftung und die Sportjugend Berlin zusammengefunden haben, angeregt durch eine Initiative des Berlin-Forums der Stiftung Zukunft Berlin. Es wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Junge Menschen hören
Seit 2023 wirkt im Trägerkreis auch die Evangelische Akademie mit, „weil die Beförderung demokratischer Strukturen Teil unserer Gründungs-DNA ist", wie Akademiedirektorin Friederike Krippner es ausdrückt. Der demografische Wandel könne dazu führen, „dass die Belange junger Menschen immer weniger politisches Gewicht bekommen". Selbstwirksamkeit aller Bürgerinnen und Bürger sei aber ebenso nötig für eine funktionierende Demokratie wie „eine Diskurskultur, die die respektvolle Auseinandersetzung ermöglicht". Orte dafür zu finden und zu vermehren – dabei soll das Demokratiebarometer helfen.
„Die berlinweit gesammelten Beiträge auf der interaktiven Karte werden vom Trägerkreis FairReden ausgewertet", erklärt Schilling. Es gehe darum „zu prüfen, wie und wo Themen und Anliegen von jungen Menschen ausgehend von den Eintragungen in die Diskussion mit den zuständigen Entscheidungspersonen gebracht werden können". Die Idee sei, „Jugendliche dazu zu bewegen, über Orte zu schreiben, an denen es fair zugeht, an denen sie mitbestimmen können – oder eben auch nicht", sagt Akademiedirektorin Krippner. Allein das Nachdenken und Nachlesen darüber könne etwas bewegen. Der Aufwand für die Jugend ist gering: Als Eintragungen reichen Emojis und kurze Beschreibungen.
„Es geht aber nicht nur um die Karte"', betont Markus Dröge, Vorstandssprecher der Stiftung Zukunft Berlin und früherer Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Konstruktive Diskussionen anzuregen, sei Aufgabe der Stiftung Zukunft Berlin. „Wenn jeder nur in seiner Blase bleibt, bewegt sich nichts", sagt Dröge. „Digitale Projekte für Jugendliche, die zu realen Gesprächen führen, finde ich sehr wichtig."
Bei einem Grillnachmittag am 28. Juni (16 bis 19 Uhr) sprechen wir mit interessierten Jugendlichen über die bisherigen Einträge im Demokratiebarometer. Dazu laden wir auch Menschen ein, die in der Politik und Stadtentwicklung etwas zu sagen haben und dazu beitragen möchten, Berlin möglichst demokratiefreundlich zu machen. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Nähere Infos per Mail – dazu bitte einfach einen Beitrag in die Karte eintragen und dabei die Mail-Adresse angeben. Oder direkt per Mail an Ann-Christin Hofmann anmelden.
Der Bericht von Katharina Körting erschien zuerst in der Wochenzeitung Die Kirche. Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion veröffentlichen wir ihn hier in leicht bearbeiteter Form.
Erschienen am 12.06.2024
Aktualisiert am 17.06.2024