„Ihr habt den Teufel zum Vater“
Eine kritische Einführung in das Johannesevangelium mit Klaus Wengst
Im Vierten Evangelium ist zu lesen, wie der Jude Jesus in brüsker Schärfe mit „den Juden“ diskutiert (Joh.8,44). Am Beispiel dieser und anderen Textstellen hat der Neutestamentler Klaus Wengst antisemitismuskritische Lesarten des oft antijüdisch gelesenen Johannesevangeliums präsentiert. Dabei machte er deutlich, dass Johannes besagte Passage nach der Katastrophe des jüdisch-römischen Krieges schrieb und Erfahrungen seiner eigenen Zeit in die Darstellung der Geschichte Jesu eintrug.
Mit seinem Vortrag eröffnete der Theologe die Online-Reihe zur Ökumenischen Bibelwoche 2024/25 „Wenn es Himmel wird“ im Rahmen der Europäischen Bibeldialoge. In sieben Folgen werden Leiterinnen und Leiter aus dem ehrenamtlichen Team der Europäischen Bibeldialoge unterschiedliche Zugänge zu ausgewählten Textstellen des Johannesevangeliums behandeln.
Die an Jesus als Messias glaubende jüdische Gemeinschaft stand einer jüdischen Mehrheit gegenüber, die den messianischen Glauben nicht teilen konnte und ihrerseits nach Wegen suchte, ihre jüdische Identität zu wahren. Auch auf sie zu hören, so Wengst, könne jenseits der damaligen scharfen Kontroverse fruchtbar für das heutige christlich-jüdische Gespräch sein.
laus Wengst ist Professor emeritus für Neues Testament an der Universität Bochum, langjähriges Mitglied der AG Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und Autor vieler Bücher, u.a. „Das Johannesevangelium“ aus der Reihe Theologischer Kommentar zum Neuen Testament.
Erschienen am 15.10.2024
Aktualisiert am 28.10.2024