Konsens und Konflikt
Stellungnahmen zur Demokratie
Mit regelmäßigen Stellungnahmen zur Demokratie treten die Direktorinnen und Direktoren der fünf ostdeutschen Evangelischen Akademien ab sofort öffentlich für eine differenzierte und klare Haltung zu gesellschaftlichen Fragen ein. Dazu laden sie im Superwahljahr 2024 monatlich Gäste aus Gesellschaft, Wissenschaft, Kirche und Politik zu einem Hintergrundgespräch ein und melden sich anschließend jeweils mit gemeinsamen Stellungnahmen zu Wort. Den Auftakt der gemeinsamen Aktion bildete eine Gesprächsrunde zu Konsens und Konflikt.
Die Evangelischen Akademien in Ostdeutschland treten dafür ein, Konfliktthemen im Rahmen eines demokratischen Streites in der Mitte der Gesellschaft zu diskutieren. „Kirchen und gerade die Evangelischen Akademien sind schon immer Räume, in denen Reizthemen offen und fair diskutiert werden können. Wir brauchen den Streit um die besten Lösungen in der Mitte der Gesellschaft“, sagt Stephan Bickhardt, Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen.
Ausdrücklich unterstützen die Akademien die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus an vielen Orten und wollen diese ermutigenden Zeichen bestärken. „Einigkeit besteht zum Glück im klaren Widerspruch gegen Rechtsextremismus in unserem Land“, sagte der Dresdner Akademiedirektor Bickhardt. „Einigkeit besteht aber auch darin, dass es große Herausforderung gibt und unterschiedliche Antworten darauf.“ Bickhardt betont, dass in der Kirche genug Raum sei, um vielfältige Meinungen über strittige Fragen stärker zuzulassen. „Die Pluralität der Mitte muss anerkannt werden.“ Dies gelte beim Thema Migration genauso wie beim Klimawandel und dem notwendigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft oder auch beim Thema Frieden.
Thematisch bezog sich die Gesprächsrunde auf ein Papier der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Titel „Konsens und Konflikt: Politik braucht Auseinandersetzung“. Einen kritischen Blick auf dieses Papier von 2017 wirft Sebastian Kranich, Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen: „Die Grenzen zum Rechtspopulismus waren gezogen, aber nicht beim Namen genannt.“ Die AfD, so Kranich, müsse heute viel direkter adressiert werden. „Die AfD tritt offen kirchenfeindlich auf. Die Unvereinbarkeit ihrer Propaganda mit dem ethischen Kern des Christentums muss jedem klar sein.“
Einig waren sich die fünf Direktor*innen zum Abschluss ihrer Gesprächsrunde, dass der Einsatz für eine offene und plurale Gesellschaft lohnt. „Demonstrieren hilft! Der zweite Schritt heißt: sich einmischen in die politischen Fragen, sich die Meinungsvielfalt nicht nehmen lassen. Wir brauchen keinen Überbietungswettbewerb am rechten Rand. Vielmehr braucht es die Fähigkeit, sich differenziert und informiert in komplexen Konflikten zu äußern.“
Erschienen am 21.02.2024
Aktualisiert am 12.03.2024