„Weitermachen!“
Ostdeutsche Akademie-Direktoren über Konsequenzen aus Wahlergebnissen
Nach den jüngsten AfD-Wahlerfolgen in den ostdeutschen Bundesländern fordern die ostdeutschen Evangelischen Akademien gesellschaftliche Bündnisse der demokratischen Kräfte vor Ort. „Entscheidend wird sein, dass wir uns in der Auseinandersetzung mit Autoritarismus und Rechtsextremismus so breit wie möglich aufstellen, von sehr konservativen Kräften bis hin zur emanzipatorischen Linken“, sagte der Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, Sebastian Kranich, in einem Interview im Newsletter Diskurse der Evangelischen Akademien in Deutschland: „Dafür müssen wir uns wechselseitig in dieser Frage aushalten lernen.“
Der Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, Christoph Maier, sagte in dem gemeinsamen Interview, die Interpretation der Wahlen vom 9. Juni als „Denkzettel, Abwatschen oder Quittung für irgendwas“, verharmlose, „dass hier volljährige oder wahlberechtigte mündige Menschen sich für eine Politik entscheiden, die ganz offensichtlich und offensiv die Systemfrage stellt“.
Klimawandel, Migration und Ressourcenknappheit könne man durch kluge Kooperation oder mit Ellenbogen begegnen. Letzteres bedeute Krieg, das Erste heiße Recht und Gerechtigkeit für möglichst viele Menschen, führte Maier aus. Das deutlich zu machen, sei eine geistige Herausforderung.
„Vertrauen, dass diese Welt eine andere sein kann“
Die Berliner Akademiedirektorin Friederike Krippner betonte, für die Evangelischen Akademien komme jetzt nur „Weitermachen“ in Frage: „Weitermachen mit Veranstaltungen mit Stellungnahmen, mit dem Bestärken demokratischer Positionen, mit der Vernetzung mit anderen demokratischen Stakeholdern – auch kirchenfernen.“ Krippner betonte: „Als Christin lebe ich aus dem Glauben und Vertrauen, dass diese Welt eine andere sein kann. Als Demokratin bin ich zudem der Überzeugung, dass die Demokratie resilient ist.“
Bei der Europawahl am 9. Juni war die AfD in den ostdeutschen Bundesländern zur stärksten Kraft geworden. Zugleich hatten in mehreren Bundesländern – darunter Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt – Kommunalwahlen stattgefunden. Im September folgen die Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen.
Im Wahljahr 2024 melden sich die Direktoren und die Direktorin der Evangelischen Akademien in Ostdeutschland monatlich mit gemeinsamen Stellungnahmen zur Demokratie zu Wort. Diese entstehen jeweils aus einem Fachgespräch mit Wissenschaftlerinnen, Medienvertretern und Theologen über den Umgang mit antidemokratischen gesellschaftlichen Tendenzen.
(epd/EAzB)
Erschienen am 27.06.2024
Aktualisiert am 10.07.2024