Option für die Armen!
Entsolidarisierung keinen Vorschub leisten

Fachgespräche der Direktor*innen der Evangelischen Akademien in Ostdeutschland mit Wissenschaftlerinnen, Medienvertretern und Theologen
Mit Fragen der Teilhabegerechtigkeit lassen sich keine Wahlen gewinnen. Dabei gehen sie alle etwas an – sei es die Wiedereingliederung von Menschen nach langer Arbeitslosigkeit, Beratung in Krisensituationen oder die Integration behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt. Über diese Themen haben sich beim jüngsten Fachgespräch zur Demokratie die Direktorinnen und Direktoren der Evangelischen Akademien der ostdeutschen Bundesländer mit Vertretern aus Theologie und Diakonie ausgetauscht.
Bei dem Fachgespräch wurde deutlich, dass der wirtschaftliche Druck auf diakonische Träger zunimmt. Zuletzt meldeten selbst große und gut etablierte Sozialträger und Einrichtungen der Diakonie, die keiner reinen Marktlogik unterworfen sind, häufiger Insolvenzen oder wirtschaftliche Schieflagen. Die Refinanzierung von Beratungsangeboten und Wiedereingliederungshilfen wird immer schwieriger. Solche Angebote zurückzufahren, bedeutet jedoch auch, einer gesellschaftlichen Entsolidarisierung Vorschub zu leisten.
„In einer Gesellschaft, die sich entsolidarisiert, kommen als erstes diejenigen unter die Räder, die schwach, krank oder anders sind. Wir müssen hinschauen. Es geschieht schon jetzt vor unseren Augen“, sagt Christoph Maier, Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt. „Aufgabe der Kirche ist und bleibt es, Lernort für eine solidarische Gemeinschaft und gesellschaftliche Verantwortung zu sein.“
„Für Christenmenschen sind die zentralen Fragen nach Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung allgemeine Menschheitsthemen, die über parteipolitische Profile hinausgehen“, merkt Stephan Bickhardt, Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen, an und fügt in Anlehnung an die Befreiungstheologie hinzu: „Einer Gesellschaft steht die vorrangige Option für die Armen gut an. Fragen nach sozialer Gerechtigkeit dürfen nicht dadurch verdrängt werden, dass sich viele Menschen um die Sicherheit in Europa und angesichts steigender Lebenshaltungskosten um ihren zukünftigen Wohlstand sorgen.“
Die Evangelischen Akademien in Ostdeutschland wollen angesichts der Dringlichkeit dieser Thematik in Zukunft in ihren Veranstaltungen Fragen der sozialen Gerechtigkeit noch stärker als bisher behandeln.
Erschienen am 14.03.2025
Aktualisiert am 17.03.2025