„Zuhörende Kirche wichtig“
Interview mit Friederike Krippner zur Bundestagswahl

© EAzB / Karin Baumann
Für den Erfolg der AfD bei den Bundestagswahlen gibt es viele Gründe, sagt Akademiedirektorin Friederike Krippner. Im Interview mit evangelisch.de macht sie dafür ein weit verbreitetes Misstrauen gegenüber Institutionen, aber auch im Blick auf eine positive Gestaltung von Wirklichkeit durch die parlamentarische Demokratie verantwortlich. Außerdem hätten offenbar viele das Gefühl gehabt, die Ampel abstrafen zu wollen. „Und schließlich tun die Sozialen Medien ihr Übriges, weil dadurch Fake News, Hass und Hetze in Windeseile verbreitet werden können.“
Krippner betonte, dass die derzeitige Chance auf eine einigermaßen stabile demokratische Koalition zu würdigen sei. Die steigenden Zustimmungswerte, die die in Teilen gesichert rechtsextreme und in jedem Fall rechtspopulistische AfD insbesondere im Osten des Landes bekommen habe, seien trotzdem Anlass zur Besorgnis. „Zugleich wäre es falsch, die AfD zu einem alleinigen Problem des Ostens machen zu wollen. Auch in den alten Bundesländern lag die Zustimmungsrate bei ungefähr 18 Prozent.“
Der Trend zum Rechtspopulismus erfordere zuerst „eine sachliche Analyse und Zuhören“, unterstrich Krippner. Zur Stärkung der Demokratie seien mehr Investitionen in (außer)schulische Demokratiebildung wichtig, ebenso wie Lösungen für sachpolitische Probleme. Notwendig seien außerdem „Antworten auf die derzeit weitgehend ungezügelte Symbiose von Kapitalismus und politischer Desinformation in den sogenannten Sozialen Medien“.
Im Blick auf die Rolle der Kirchen betonte die Akademiedirektorin den Umstand, dass Kirche und Diakonie nach wie vor in der Fläche vertreten sind: „In einer gemeinsam gelebten Glaubenspraxis liegt sehr viel Verständigungspotenzial.“ Wichtig sei darüber hinaus, zu akzeptieren, dass viele Möglichkeiten gebe, auf die Welt und auf ein Zusammenleben zu schauen. „Hier können wir uns, dass sage ich durchaus selbstkritisch, vielleicht noch mehr als zuhörende Kirche zeigen.“
Erschienen am 25.02.2025
Aktualisiert am 25.02.2025