Beziehungen brauchen Zeit, damit in Partnerschaften und in Familien sowie in sozialen Netzen emotionale Bindungen, Vertrauen und wechselseitige Fürsorge entstehen können. Zunehmend setzt der soziale und ökonomische Wandel Beziehungen jedoch unter zeitlichen Druck. Die gesellschaftliche Zeitordnung einerseits und der Alltag des Beziehungs- und Familienlebens andererseits sind aus den Fugen geraten. Verschiedene Zeitlogiken und Zeitmuster stoßen und reiben aneinander, Zeitbrüche müssen überbrückt, Zeitkonflikte bewältigt und zeitliche Freiräume errungen werden, damit Familie und Beziehungen entstehen und gelebt werden können. Aktuell haben Politik, Wirtschaft und Kommunen die Bedeutung von Familien vor allem unter dem Aspekt der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ entdeckt. Die Tagung möchte aus zeitpolitischer Sicht den Blickwinkel jedoch weiten. Zeitpolitik beschäftigt sich seit einigen Jahren in analytischer und gestaltungspraktischer Absicht mit den zeitlichen Rahmenbedingungen in der Gesellschaft und deren Formbarkeit im Dienste von Lebensqualität und Zeitwohlstand. Daher sollen die zeitlichen Voraussetzungen für das Knüpfen und Pflegen von Beziehungen, für die wechselseitige Sorge sowie die zeitliche Qualität von Vereinbarkeitsarrangements aus Sicht von Familien, Paaren und Kindern beleuchtet werden.
Die Tagung geht folgenden Fragen nach: Was wissen wir über die zeitlichen Realitäten von Familien und Paarbeziehungen? Unter welchen zeitlichen Voraussetzungen entstehen Fürsorge, Intimität und Vertrauen? Welche Zeitkonflikte belasten Familien und Partnerschaften und worin liegen die Ursachen dafür? Welche zeitlichen Interessen, Wünsche und Sehnsüchte haben Eltern, Paare und Kinder? Welche zukunftsweisenden Handlungsansätze einer Zeitpolitik für Familien, Paare und Kinder gibt es?
Wir laden Sie herzlich zu unserer Kooperationstagung nach Schwanenwerder ein, um diese Fragen zu diskutieren und zeitpolitische Ansätze weiterzuentwickeln.
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Karin Jurczyk, Deutsches Jugendinstitut
Prof. Dr. Ulrich Mückenberger, Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik e.V.
Prof. Dr. Heide Pfarr , Hans-Böckler-Stiftung
Eine Kooperation der Evangelischen Akademie zu Berlin mit dem Deutschen Jugendinstitut, der Hans Böckler Stiftung und der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik.
Freitag, 28. Oktober 2005
13.30 Uhr Anmeldung/Begrüßungskaffee
14.00 Uhr Beginn der Tagung - Begrüßung und Eröffnung
14.30 Uhr Sorgezeit und Familienzeit im sozialen Wandel.
Realitäten und Rhetorik der knappen Zeit
Dr. Karin Jurczyk, Deutsches Jugendinstitut
anschließende Diskussion
Moderation: Dr. Helga Zeiher, Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik
16.00 Uhr Pause
16.30 Uhr Zeit in und Zeit für Beziehungen
Prof. Dr. Karl Lenz, TU Dresden
anschließende Diskussion
Moderation: Dr. Helga Zeiher, Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik
18.30 Uhr Abendessen
20.30 Uhr ImproTheater: PaulaP, Berlin - Zeit für eine Gutenacht-Geschichte
Samstag, 29. Oktober 2005
09.00 Uhr Wie beeinflusst Familienpolitik die individuelle Gestaltungsfähigkeit von Zeit? Wege und Barrieren zu mehr Zeitsouveränität
Prof. Dr. Helga Krüger, Universität Bremen
anschließende Diskussion
Moderation: Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
10.00 Uhr Zeitwünsche von Kindern und Eltern.
Ansprüche an Familien- und Arbeitszeit – Konvergenzen und Divergenzen
Svenja Pfahl, Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung
anschließende Diskussion
Moderation: Dr. Christiane Lindecke, WSI in der Hans-Böckler-Stiftung
11.00 Uhr Pause
11.30 Uhr Wie wird Zeit in Familien gestaltet?
Die Bedeutung von Ritualen und Medienkonsum
PD Dr. Andreas Lange, Deutsches Jugendinstitut
anschließende Diskussion
Moderation: Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Zeitwohlstand für Familien – ein politikfähiges Konzept?
Bezugspunkte und Ansätze für einen „temporal turn“ in der Familienpolitik
Dr. des. Martina Heitkötter, Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik
anschließende Diskussion
Moderation: Dr. Karin Jurczyk, Deutsches Jugendinstitut
15.30 Uhr Prof. Dr. Birgit Geissler, Universität Bielefeld
und
Dr. Jürgen P. Rinderspacher, Sozialwissenschaftliches Institut der EKD
Kontroverse bezogen auf die Reichweite der Konzepte „Zeitwohlstand“ und „Zeitsouveränität“ in ihrer Relevanz für Wissenschaft und politische Gestaltungspraxis.
16.30 Uhr Pause
17.00 Uhr Zeitsensible Familienpolitik – Fragen an die Politik
Malte Ristau-Winkler, Bundesfamilienministerium,
befragt von
Prof. Dr. Ulrich Mückenberger, Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik
17.45 Uhr Kurzstatements und Abschlussdiskussion
Prof. Dr. Christel Eckart, Universität Kassel
Uwe Becker, Diakonisches Werk der Ev. Kirche im Rheinland
Dr. Johanna Mierendorff, Universität Halle
Dr. Christiane Lindecke, WSI in der Hans-Böckler-Stiftung
18.30 Uhr Abendessen
20.30 Uhr Gemeinsames Fest – „good-by(e) summer time“
Sonntag, 30. Oktober 2005
08.30 Uhr Morgenandacht
09.00 Uhr Frühstück
10.00 Uhr Rückblick auf die Tagung
11.00 Uhr Ende der Tagung