Braucht der Mensch Religion? Das ist eine suggestive Frage, die Soziologen stellen. Religion soll sich als nützlich erweisen für die Gesellschaft. Darum wird sie reduziert, individuell auf Trost, moralisch auf Nächstenliebe, soziologisch auf Kontingenzbewältigung.
Der Soziologe Hans Joas ist mit diesen Antworten nicht zufrieden. Seine Antwort auf die Frage nach Religion setzt bei den Erfahrungen des Menschen an. Joas spricht von Erfahrungen der Selbsttranszendenz: Der Mensch wird aus seiner alltäglichen Welt herausgerissen. Etwas, was außerhalb seiner selbst liegt, ergreift ihn. Solche Erfahrungen können mit Natur und Tod, aber auch mit Eros und Religion zu tun haben.
Indem Menschen solche Erfahrungen deuten, interpretieren und in ihr Leben integrieren, entwickeln sie ihre Religion. Weil sie solche Erfahrungen mit anderen teilen, schließen sie sich zu Kirchen oder anderen religiösen Gemeinschaften zusammen.
Damit bekommt religiöser Glaube ein neues, anderes Gewicht als ihm die theologische Tradition auf evangelischer oder katholischer Seite zuteilt. Er muß neu eingeordnet werden im Hinblick auf Kirche, Ethik, Tradition.
Die Religionstheorie, die Joas entwickelt, ist ein Versuch, Religion unter Bedingungen einer modernen Gesellschaft zu denken. Er macht als Soziologe und Philosoph ein Gesprächsangebot an Theologie und Kirchen. Dieses Gesprächsangebot ist zugleich eine Herausforderung wie ein freundliches Angebot.
Beidem wollen wir uns bei dieser Veranstaltung stellen und das Gespräch beginnen.
Wir laden Sie herzlich ein, sich an der Diskussion über die Thesen von Hans Joas zu beteiligen!
Dr. Susanna Schmidt, Katholische Akademie Berlin
PD Dr. Wolfgang Vögele, Evangelische Akademie zu Berlin
Dienstag, den 11. Januar 2005
19.00 Uhr Begrüßung
19.15 Uhr Über die alltägliche Wirklichkeit hinaus
Glaube, Erfahrung und Denken bei Hans Joas
Podiumsgespräch mit
Prof. Dr. Hans Joas, Erfurt/Chicago
Prof. Dr. Robert Leicht, Berlin/Hamburg
Prof. Dr. Thomas Schmidt, Frankfurt am Main
gegen 21.00 UhrEnde der Veranstaltung