Nachdem die Regierungen Deutschlands und Polens im Dezember 1970 den Warschauer Vertrag unterzeichnet hatten, bedankte sich der damalige Bundeskanzler Willy Brandt ausdrücklich bei den Vertretern der Kirchen. In seinen Erinnerungen schrieb er, sie hätten entscheidend dazu beigetragen, „den Vertrag mit Polen psychologisch vorzubereiten“: „Das Gespräch der Kirchen und ihrer Gemeinden war dem Dialog der Politiker voraus.“
Damit spielte Brandt auf mehrere Initiativen der katholischen und evangelischen Kirchen an: auf die 1965 veröffentlichte Denkschrift der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD über „die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“ ebenso wie auf den im gleichen Jahr geführten Briefwechsel der katholischen Bischöfe Polens und Deutschlands und auf das 1968 publizierte „Polen“-Memorandum des Bensberger Kreises. Diese unter dem Leitbild der „Versöhnung“ entwickelten Initiativen führten in den jeweils eigenen Ländern zunächst zu scharfen Reaktionen, bahnten aber letztlich den Weg zu einer echten deutsch-polnischen Verständigung.
Zum 40. Jahrestag der kirchlichen Versöhnungsinitiativen wollen wir an die historischen Ereignisse erinnern und gleichzeitig die Gegenwart der deutsch-polnischen Beziehungen in den Blick nehmen. Welche Fortschritte gibt es, und wie können die noch bestehenden Belastungen überwunden werden? Wie lassen sich die deutsch-polnischen Beziehungen gesellschaftlich vertiefen? Und welche Rolle können die Kirchen dabei spielen?
Zur gemeinsamen Diskussion dieser Fragen laden wir Sie herzlich ein.
15:00 Uhr Begrüßung
Anke Fuchs, Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung
15:10 Uhr Thematische Einführung
Dr. Gerburg Thunig-Nittner, Katholische Akademie in Berlin
15:20 Uhr Die kirchlichen Versöhnungsinitiativen des Jahres 1965 aus polnischer Sicht
Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej, Universität Warszawa/Warschau
15:40 Uhr Der Einfluss der kirchlichen
Versöhnungsinitiativen auf Gesellschaft und Politik in Deutschland
Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Ruhr-Universität Bochum
16:00 Uhr Kaffeepause
16:15 Uhr Podiumsdiskussion
Wegbereiter der Aussöhnung: Kirchliche Versöhnungsinitiativen und staatliche Verständigung in den 1960er und 1970er Jahren
Moderation: Dr. Hansjakob Stehle, Publizist, Wien
Teilnehmer:
Prof. Egon Bahr, Bundesminister a.D., Berlin
Dr. Erhard Eppler, Bundesminister a.D., ehem. Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Schwäbisch Hall
Bischof (em.) Dr. Josef Homeyer, Hildesheim
Bischof (em.) Ignacy Jeż, Koszalin/Köslin
18:00 Uhr Pause (mit Imbiss)
19:00 Uhr Podiumsdiskussion
Aussöhnung als gesellschaftliche Aufgabe: Wie können die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen vertieft werden?
Moderation:
Adam Krzemiński, Publizist, Warszawa/Warschau
Teilnehmer:
Bischof Dr. Wolfgang Huber,Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Berlin
Prof. Dr. Irena Lipowicz, Sonderbeauftragte Botschafterin des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten für Deutsch-Polnische Beziehungen, Warszawa/Warschau
Prof. Dr. Heinrich August Winkler, Humboldt-Universität Berlin
Annemarie Franke, Leiterin der Gedenkstätte der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, Krzyżowa/Kreisau
20:30 Uhr Schlusswort
Prof. Dr. h.c. Robert Leicht, Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin