Angebote zur Früherkennung und Therapie von Erkrankungen nehmen kontinuierlich zu. Ärztinnen und Ärzte wie auch Patientinnen und Patienten setzen einen Nutzen dieser medizinischen Möglichkeiten meist voraus. Er ist jedoch nicht immer vorhanden. Zum einen ist die Qualität medizinischer Informationen zu hinterfragen: Der Nutzen von Therapie und Diagnostik wird immer wieder zu positiv dargestellt. So werden z.B. wissenschaftliche Studien und Testergebnisse eher veröffentlicht, wenn sie auf den Nutzen von Therapie und Diagnostik als auf fehlende Wirksamkeit schließen lassen. Zum anderen beeinflusst die Art und Weise der Vermittlung medizinischer Informationen das Verständnis der Patientinnen und Patienten und deren Inanspruchnahme von Diagnostik und Therapie maßgeblich. Es gibt große Defizite in der Kommunikation von Nutzen und Risiken einzelner Verfahren sowie der Bedeutung von medizinischen Testergebnissen. Ein Beispiel sind die Aussagen beim Brustkrebs-Screening bezüglich einer Senkung der Sterblichkeit: Sie schwanken zwischen 0,1 bis 25%. Die Fachtagung informiert über die Hintergründe und die Interessen der jeweiligen Akteure in der Medizin. Wir erarbeiten Vorschläge, wie die Qualität von Informationen verbessert werden kann. Anhand der Theorie der Risikokommunikation, Best practice Beispielen und praktischen Übungen wird analysiert, warum Risiken oft falsch eingeschätzt werden und wie die Kommunikation verbessert werden kann. Über Professionsgrenzen hinweg diskutieren wir, wie aus den Best practice Beispielen allgemeine Praxis werden kann. Die Fachtagung wendet sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Medizin (Praxis und Beratung), Public Health, (Kranken-) Versicherungen, Wissenschaft, öffentlichem Gesundheitsdienst, Medizinjournalismus, Selbsthilfeinitiativen sowie an weitere Interessierte.
Wir laden Sie herzlich ein!
Simone Ehm
Evangelische Akademie zu Berlin
Wolfgang Gaissmaier
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Katrin Grüber
Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft, Berlin
Dr. Hans-Joachim Koubenec
Gynäkologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter Stiftung Warentest, Berlin
Montag, 4. Dezember 2006
10.30 Uhr Anmeldung, kleiner Imbiss
11.30 Uhr Begrüßung und Einführung
Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Wolfgang Gaissmaier, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
11.45 Uhr Risikokommunikation in der Arzt-Patienten Beziehung
Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser, Institut für Gewerblich-Technische Wissenschaften, Hamburg
12.45 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Wie valide sind medizinische Informationen?
Dr. Thomas Kaiser, Leiter des Ressorts "Arzneimittelbewertung", Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin, Köln
14.45 Uhr Risikokommunikation konkret
Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL): Wie werden Nutzen und Risiken kommuniziert?
Wolfgang Gaissmaier, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Risikokommunikation in der Arztpraxis am Beispiel der Koronaren Herzkrankheit
Prof. Dr. Günter Ollenschläger, Leiter des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin, Berlin
Kommunikation genetischer Risiken
Burkhard Stork, Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung – DCCV – e.V.
Best Practice – Risikokommunikation: Broschüre zur Brustkrebsfrüherkennung
Dr. Eva Schindele, Wissenschaftsjournalistin, Bremer Medienbüro
Diskussion
16.45 Uhr Kaffeepause
17.15 Uhr Training in Arbeitsgruppen: Statistik verstehen und übersetzen
Wolfgang Gaissmaier, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Dr. Hans-Joachim Koubenec, Gynäkologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter Stiftung Warentest, Berlin
Odette Wegwarth, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Mirta Galesic, Max Planck Institute for Human Development (Englisch)
19.00 Uhr Abendessen, offener Abend
Dienstag, 5. Dezember 2006
9.00 Uhr Verantwortlicher Umgang mit Ungewissheit
Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Ärztin und Dozentin an der Evangelischen Fachhochschule Berlin
10.00 Uhr Arbeitsgruppen
Wie kommen Ärztinnen und Ärzte an verlässliche medizinische Informationen?
Prof. Dr. Günter Ollenschläger, Leiter des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin, Berlin
Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Ärztin und Dozentin an der Evangelischen Fachhochschule Berlin
Moderation: Dr. Katrin Grüber, Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft
Risikokommunikation – was wünschen Patientinnen und Patienten, was wünschen Ärztinnen und Ärzte?
Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser, Institut für Gewerblich-Technische Wissenschaften, Hamburg
Judith Storf, Sprecherin der BAG PatientInnenstellen, Patientenvertreterin im G-BA
Moderation: Simone Ehm, Evangelische Akademie zu Berlin
Gesundheitsinformationen im öffentlichen Raum – wie wird der Patient/ die Patientin beeinflusst?
Karin Stötzner, Patientenbeauftragte für Berlin
Dr. Christian Weymayr, Wissenschaftsjournalist, Tübingen
Moderation: Wolfgang Gaissmaier, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin
12.00 Uhr Vom Best practice zur allgemeinen Praxis – Abschlussdiskussion
Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Ärztin und Dozentin an der Evangelischen Fachhochschule Berlin
Karin Stötzner, Patientenbeauftragte für Berlin
Dr. Christian Weymayr, Wissenschaftsjournalist, Tübingen
12.45 Uhr Mittagessen und Ende der Veranstaltung
Die Veranstaltung wurde von der Ärztekammer Berlin für die ärztliche Fortbildung mit 13 Punkten zertifiziert.