Katastrophen in armen Ländern rücken zunehmend in den Blickpunkt. Anfang 2005 beherrschten die Bilder und Nachrichten der Tsunami-Katastrophe in Süd- und Südostasien wochenlang die deutschen und internationalen Medien. Vorher waren es die Überschwemmungen in Mosambik, danach das Erdbeben in Pakistan.
Spendenrekorde werden gebrochen, Betroffenheit baut sich auf und ebbt ab – andere Katastrophen werden dagegen vergessen. Angesichts dieser Kurzatmigkeit rief Bundeskanzler Schröder die Deutschen auf, die Hilfsbereitschaft in eine langfristige Partnerschaftsarbeit überzuleiten.
Nach dem Tsunami bemühten sich dann zahllose Initiativen, den Überlebenden zu helfen. Die Hilfsmaschinerie aus dem In- und Ausland lief in kürzester Zeit auf Hochtouren; die internationale Gemeinschaft versprach Milliardenbeträge für den Wiederaufbau.
Und vor Ort? Hilfsbereitschaft, effiziente Soforthilfe und hohe Professionalität auf der einen Seite, oft widerstreitende politische Interessen, Kompetenzgerangel und fehlende Koordination auf der anderen Seite. Und scheinbar unbekümmert von den Verwüstungen fotografieren deutsche Urlauber die Aufräumarbeiten und die Tourismusindustrie verkündet „Business as usual“.
Angesichts der Zerstörungen und der Not rückt die Welt in Solidarität zusammen, hofften die einen. Die humanitäre Hilfe wird zum massenmedialen Konsumereignis, nach den Spendenrekorden folgt der Fall der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit, befürchteten die anderen.
Die Aufregung hat sich mittlerweile gelegt, der Wiederaufbau in der Tsunami-Region ist im Gange. Es bleiben Anfragen an die Entwicklungszusammenarbeit:
- Verändern Katastrophen das Verhältnis zwischen Nord und Süd?
- Welche Auswirkungen hat die Berichterstattung über Katastrophen auf Entwicklungszusammenarbeit?
- Welche Herausforderungen ergeben sich für Entwicklungspolitik, Wirtschaft und Politik?
- Wie können Modelle von Katastrophenvorsorge in Entwicklungsländern aussehen und gefördert werden?
- Welche Rolle spielen zivilgesellschaftliches Engagement und staatliche Politik?
Werner Lamottke, Evangelischer Entwicklungsdienst
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Montag, 6. Februar 2006
14.30 Uhr Begrüßung und Einführung
14.45 Uhr Katastrophen – Armut – Entwicklung
Katastrophen als Folgen ungelöster Entwicklungsprobleme
Peter Rottach, Diakonie Katastrophenhilfe, Stuttgart
15.45 Uhr Kaffeepause
16.15 Uhr Tsunami: Nicht nur „eine“ Katastrophe?
Indonesien: Hat die zivile Interventionsarmee der internationalen Hilfe Aceh den Frieden gebracht?
Dr. Sigit Wijayanta, YAKKUM, Yogyakarta/Indonesien
Indien: Überrollt die internationale Hilfe nationale Initiativen?
Sushant Agrawal, CASA, Neu-Dehli/Indien
18.30 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Lernen aus der Katastrophe?
6 Jahre nach der großen Flut: Wiederaufbau und Wandel in Mosambik
Roland Fett, Evangelischer Entwicklungsdienst
anschl. Gespräche im Clubraum
Dienstag, 7. Februar 2006
9.00 Uhr Morgenandacht
Lebensrisiko und Sicherheitsbedürfnis – Reflexionen aus der Tsunami-Region
9.30 Uhr Standortbestimmung
Tagungsbeobachter: Michael Bünte, terre des hommes
10.00 Uhr Arbeitsgruppen mit integrierter Kaffeepause
AG 1: Tourismus und Armutsbekämpfung
Katastrophen-sensibler Wiederaufbau versus wirtschaftliche Interessen?
Andreas Müseler, LTU Touristik
Kingsley Peirera, Ecumenical Coalition on Tourism, Sri Lanka
NN, Care International Deutschland
Moderation: Heinz Fuchs, Evangelischer Entwicklungsdienst
AG 2: Zukunftsmodell Partnerschaftsinitiative?
Das Verhältnis von privatem Engagement und professioneller Hilfe im Wiederaufbau
Christina Rau, Partnerschaftsbeauftragte der Bundesregierung
Dr. Günter Bonnet, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Michael Brandt, Vereinigte Evangelische Mission
Moderation: Barbara Riek, Evangelischer Entwicklungsdienst
12.30 Uhr Berichte aus den Arbeitsgruppen
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Marketingevent: Katastrophe
Zum Thema Öffentlichkeit, Verantwortung und Solidarität
Katja Maurer, medico international, Frankfurt
Dr. Claudia Warning, Evangelischer Entwicklungsdienst
Henning Krumrey, Leiter der Redaktion Parlament, Magazin Focus, Berlin
17.00 Uhr Bustransfer nach Berlin Mitte - Französische Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt:
18.00 Uhr öffentliche Abendveranstaltung
Rückt die Welt zusammen? Das Katastrophenjahr 2005 und die langfristige Entwicklungszusammenarbeit
Podium
Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Sushant Agrawal, Church's Auxiliary for Social Action, Neu Delhi
Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes
Moderation: Sabine Porn, Radio Berlin-Brandenburg
Ende gegen 20.00 Uhr
Mittwoch, 8. Februar 2006
9.00 Uhr Morgenandacht
Lebensrisiko und Sicherheitsbedürfnis – Reflexionen aus Deutschland
9.30 Uhr Katastrophenvorsorge und Partnerschaft
Chancen und Begrenzungen im Angesicht von kulturellen, politischen und ökonomischen Bedingungen
Prof. Dr. Hans F. Illy, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Katastrophen und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit
Erwartungen an die Politik zur Vermeidung von Katastrophen
Adolf Kloke-Lesch, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Christian Ruck Mdb, Deutscher Bundestag
Monika Huber, Evangelischer Entwicklungsdienst
im Dialog mit dem Tagungsbeobachter Michael Bünte, terre des hommes
13.00 Uhr Mittagessen
Ende der Tagung
Unter folgenden Link können Sie die Dokumentation der Tagung herunterladen:
http://www.eaberlin.de/download/06-06-doku-final.pdf