Ein König in Israel darf sich „nicht viele Frauen“, „nicht viele Rosse halten“ und Silber und Gold „nicht in Masse anhäufen“, sagt der Talmud. Wieso eigentlich? Und warum ist die Meinung jüdischer Schriftgelehrter dazu für Christen heute von Interesse?
Einen gewichtigen Grund hat Friedrich-Wilhelm Marquardt Christen in Erinnerung gerufen. Als er 1992 die Tagungsreihe Talmudstudium an der Evangelischen Akademie zu Berlin einführte, begründete er die Beschäftigung von Christen mit dem Talmud mit einem Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium, das heißt aus der Mitte des christlichen Glaubens und des Evangeliums heraus: „Auf Moses' Stuhl haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen, tut und befolgt“ (Mt 23, 2-3a). Uns Christen ist geboten, zu hören und zu verstehen, was der Talmud sagt.
Im Dialog der Religionen wird eine Verhältnisbestimmung und Unterscheidung von der Schrift und den Schriften (Thora und Talmud, Bibel und Bekenntnisschriften) immer wichtiger. Wie beides gelingen kann, ist durch Einsicht in den Reichtum der Inhalte und Methoden des Talmuds exemplarisch zu lernen.
Wir laden herzlich dazu ein, mit der Talmudlehrerin Chana Safrai (Jerusalem) und dem Judaisten Michael Brocke (Duisburg) die Bedeutung des Talmuds für den jüdischen Gottesdienst und das intellektuelle jüdische Leben zu entdecken und im gemeinsamen Studieren ausgewählter Talmudpassagen die
einzigartige Rolle für Sprache und Selbstverständnis Israels
kennen zu lernen. Als Christen - weil es uns geboten ist.
Auch alle die neu mit dem Talmudstudium beginnen wollen, sind herzlich willkommen.
Dr. Erika Godel, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Dorothee von Tippelskirch-Eissing, Evangelische Theologin und Psychoanalytikerin, Berlin
Freitag, 8. Dezember 2006
17.00 Uhr Anmeldung
18.00 Uhr Abendgebet zum Schabbatbeginn, Abendessen
19.00 Uhr Begrüßung Dr. Erika Godel
19.15 Uhr Einführung in das Talmudstudium
Prof. Dr. Chana Safrai
Prof. Dr. Michael Brocke
Dr. Dorothee von Tippelskirch-Eissing
Samstag, 9. Dezember 2006
10.30 Uhr Textarbeit am Traktat bT Sanhedrin 21a - 22b
Prof. Dr. Chana Safrai und Prof. Dr. Michael Brocke
10.30 Uhr Kaffee- und Obstpause
11.00 Uhr Fortsetzung der Textarbeit
12.30 Uhr Mittagessen, Kaffeetrinken
15.00 Uhr Fortsetzung der Textarbeit
18.00 Uhr Abendgebet für Schabbatausgang, Abendessen
19.30 Uhr Zeit für Gespräche
Sonntag, 10. Dezember 2006
9.15 Uhr Morgengebet
Dr. Dorothee von Tippelskirch-Eissing
10.00 Uhr Kaffee- und Obstpause
10.30 Uhr Gespräch über den Talmud
mit Prof. Dr. Chana Safrai und Prof. Dr. Michael Brocke
12.30 Uhr Mittagessen
Ende der Tagung
Referentinnen/Referenten
Prof. Dr. Chana Safrai, Professorin für Talmudstudien, Jerusalem
Prof. em. Dr. Michael Brocke, Direktor des Salomon Ludwig Steinheim Instituts
für deutsch-jüdische Geschichte, Duisburg
Dr. Dorothee von Tippelskirch-Eissing, Theologin und Psychoanalytikerin, Berlin
Dr. Erika Godel, Studienleiterin der Evangelischen Akademie zu Berlin