Die Kluft zwischen arm und reich in Deutschland wird größer, wie zahlreiche Studien belegen. Auch wenn Vielfalt und Unterschiede in der materiellen Ausstattung zum Wesen unserer Gesellschaft gehören, ist die wachsende Ungleichheit ein sozialethisches Problem. Denn die materielle Verteilung ist neben der gerechten Teilhabe und Chancengleichheit eine Grundlage sozialer Gerechtigkeit.
Für die überwiegende Zahl der Menschen in unserem Land gehören Leistungsgerechtigkeit und Bedarfsgerechtigkeit zusammen, so wie auch Eigenverantwortung Solidarität braucht. Die immer wieder geforderte Eigenverantwortung auf der einen und Solidarität auf der anderen Seite sind wesentliche Bindekräfte innerhalb unserer Gesellschaft. Wir gehen der Frage nach, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um diese Bindekräfte zu stärken. Neue Chancen eröffnen sich auch dann, wenn die Verbesserung der Situation der Armen unser Maßstab ist. Die Evangelische Kirche in Deutschland setzt in diesem Herbst einen thematischen Schwerpunkt, indem sie sich mit der wachsenden Kluft in Einkommens- und Vermögensverhältnissen befasst und die Ungleichheit der Möglichkeiten benennt, die bei der Wahrnehmung und Entwicklung von Lebenschancen besteht.
Mit einer neuen Denkschrift des Rates der EKD zur Armut in
Deutschland - „Gerechte Teilhabe - Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität“ - hat die EKD am 11. Juli ein Signal gesetzt.
Die Synode der EKD hat für ihre kommende Tagung im November 2006 das Schwerpunktthema „Gerechtigkeit erhöht ein Volk - Armut und Reichtum“ beschlossen.
Den aktuellen Bedingungen und den Veränderungen, die sich aus neuen wirtschaftlichen Entwicklungen ergeben, widmet sich die Tagung, zu der wir Sie herzlich auf die Insel Schwanenwerder im Berliner Wannsee einladen.
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, 13. Oktober 2006
ab
14.00 Uhr Anmeldung
14.45 Uhr Kaffee im Foyer
15.15 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Michael Hartmann, Evangelische Akademie zu Berlin
15.30 Uhr Sozialethik als Öffentliche Theologie
Wie wirksam redet die Evangelische Kirche über wirtschaftliche Gerechtigkeit?
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Lehrstuhl für systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen, Universität Bamberg, Mitglied der Kammer für Soziale Ordnung der EKD
anschließend Aussprache
16.45 Uhr Kaffeepause
17.15 Uhr Wie viel Ungleichheit ist gerecht?
Die Suche nach der Basis für eine Ethik der Teilhabe
Empirie
Prof. Dr. Stefan Liebig, Professur für Soziologie: Methodenlehre/Empirische Sozialforschung, Fachbereich IV, Universität Trier
Diakonie
Dr. Bernd Schlüter, Mitglied des Vorstandes, Diakonisches Werk der Ev. Kirche in Deutschland (EKD)
anschließend Aussprache
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Annäherungen an eine Ethik des Reichtums
Evangelische Perspektiven
Dr. Torsten Meireis, Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Samstag, 14. Oktober 2006
8.45 Uhr Morgenandacht
9.15 Uhr Sozialreformen, Armut und Worte der Kirche
Beispiele aus Großbritannien mit einem Experten aus dem Vereinigten Königreich (Simultanübersetzung)
10.45 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr Gibt es gerechten Reichtum?
Über ein verdrängtes Thema christlicher Ethik
Prof. Dr. Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, Mitglied der Kammer für Soziale Ordnung der EKD
12.30 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Gerechte Teilhabe auch ohne das Rheinische Modell?
Die Zukunft der sozialen Gerechtigkeit im Finanzmarktkapitalismus
Prof. Dr. Paul Windolf, Lehrstuhl für Arbeit, Personal, Organisation, Universität Trier, z. Zt. Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin
mit Diskussion
15.15 Uhr Kaffeepause
15.45 Uhr Der Fiskus zwischen Wohlfahrtsstaat und erodierenden Abgaben
Möglichkeiten der Besteuerung
Dr. Stefan Bach, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin
16.45 Uhr Aussprache, Bilanz und Ausblick
Gegen 17.30 Uhr Ende der Tagung