Geschichtsbilder werden vor allem in persönlichen Beziehungen geprägt. Begegnungen mit Menschen, die von ihren Lebenserfahrungen erzählen, bewirken mehr als Schulunterricht und Bücher. Doch die direkte Überlieferung historischer Erfahrungen geht unter modernen Bedingungen zunehmend verloren und mit ihnen eine besondere Ressource der Erzählkultur. Weil wir die Kraft des Erzählens schätzen, wollen wir untersuchen, wie die generationenübergreifende Weitergabe von Lebensgeschichten und Lebenserfahrungen gefördert werden kann. Wie gelingt das Erzählen des Lebens so, dass die Alten mit ihrem Erfahrungswissen geschätzt werden und die Jungen daraus schöpfen, um ihr eigenes Leben zu meistern?
In drei Schwerpunkten werden wir dieser Frage nachgehen:
Erstens wird es um die Bedeutung des Erzählens historischer Erfahrungen für die nächsten Generationen, für eine Gemeinschaft und für die Gesellschaft gehen. Zweitens soll die entlastende und heilende Wirkung autobiografischen Erinnerns und Erzählens für ältere Menschen aus gerontologischer, psychologischer und heilpädagogischer Sicht aufgezeigt werden. Drittens werden Methoden, Modelle und Ideen des Erfahrungsaustausches zwischen den Generationen vorgestellt und weiterentwickelt.
Ulrike Poppe
Evangelische Akademie zu Berlin
Freitag, den 23. Juni 06
19.00 Uhr Begrüßung
19.15 Uhr Die Potentiale der Alten
Was Alte von Jungen und Junge von Alten lernen können
Eva Geffers, Zeitzeugenbörse Berlin
Klaus Schwerk, Zeitzeugenbörse Berlin
Anschl.: Aussprache
Sonnabend, den 24. Juni 06
09.30 Uhr Der Zeitzeuge – Feind des Historikers?
Das Verhältnis von Biografien und Geschichte
Dr. Alexander von Plato, Institut für Biografie und Geschichte der Fernuniversität Hagen
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Veteranen im Schulunterricht
Zum Umgang mit Zeitzeugen in der Schule
Anita Mächler, Schulleiterin, Verband der Geschichtslehrer Deutschlands, Landesverband Berlin e.V. (VGD)
Moderation: Arne Lietz, Facing History And Ourselves
12.30 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Erinnern und Erzählen
Empowerment in der Altenarbeit
Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff, Katholische Fachhochschule Freiburg
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Die Heilkraft des Erzählens
Zur Bedeutung des Erzählens für ältere Migrantinnen und Migranten
Dorothea Giesche, Trainerin für kultursensible Pflege in der Altenarbeit
16.45 Uhr Kleine Pause
17.00 Uhr Die Kunst des Erzählens
Gestalt und Wirkung des schönen Textes
Vortrag und kleiner Schreibworkshop
Prof. Dr. Otto Kruse, Psychologe, Zürcher Hochschule Winterthur
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Von der Macht der Geschichten
Was erzähltes Leben im Familien- und Freundeskreis bewirken kann
Katrin Rohnstock, Rohnstock-Biografien, Berlin
20.15 Uhr Von der Lust am Erzählen
Erfahrungen aus Erzähl-Salons und Erzählwettbewerben
Dr. Bert Thinius, Rohnstock - Erzählakademie, Berlin
Anschließend: Erzähl-Salon zum Thema: Ein Mensch und wie er mich beeindruckte
Moderation: Katrin Rohnstock
Hier können die Teilnehmer/innen selbst autobiografische Geschichten erzählen. Gefragt sind generationenübergreifende Begegnungen: Die Älteren sollen von einem jüngeren, die jüngeren von einem älteren Menschen erzählen.
Ende gegen 22.00 Uhr
Sonntag, den 25. Juni 06
09.15 Uhr Andacht
Dr. Johannes Dirschauer
10.00 Uhr Was interessiert uns am jeweils anderen?
Generationenübergreifender Dialog in speziellen Kontexten
Altenclub der Ev. Akademiker, Stuttgart - Elisabeth Kübler, Hellmut und Ilse Berner
Kulturarbeit im Seniorenheim (Augustinum) - Dr. Paula Väth
Gedenkstätte Hohenschönhausen - Werner Rösler
Projekt „Jung-Alt“ im Haus Kreisau - Heidrun Joas-Böhme und Veit Böhnke
Zeitzeugenbörse Berlin - Eva Geffers
Moderation: Ulrike Poppe
12.30 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung