Fragwürdige Ostalgie und 68er-Romantik sind das eine. Dass Themen der jüngeren Zeitgeschichte wieder stärker in den Blickpunkt der politischen Jugendbildung rücken, ist das andere. In diesem Kontext nimmt das Interesse an einer intensiveren Beschäftigung mit der geteilten, gemeinsamen Geschichte der beiden deutschen Staaten spürbar zu.
Dabei rücken Protestbewegungen auf der Themenskala immer weiter vor. Mit Jugendlichen Fragen nach Protest und Anpassung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen zu thematisieren, liegt nahe. Sind solche Bewegungen doch wesentlich von jungen Menschen und ihrer Suche nach eigenen Lebensformen getragen.
Aber motiviert das Jugendliche, sich mit diesem Abschnitt der deutschen Zeitgeschichte intensiver zu beschäftigen? Verstärken Fragen nach der Veränderungswirkung jugendlicher Aktivitäten und nach den gesellschaftlichen und staatlichen Reaktionen darauf die politischen Interessen und das Engagement der Jugendlichen heute?
Welche praktischen Erfahrungen machen Projekte, die Protestbewegungen als Thema der politischen Bildung mit Jugendlichen aufgreifen? Was spricht Jugendliche in Schule und außer-schulischer Jugendbildung besonders an? Welche Fragen und Erwartungen formulieren die Teilnehmenden, welche diejenigen, die sich im Bereich der historisch-politischen Bildung engagieren?
Was aus der Geschichte zu lernen sei und ob das überhaupt eine sinnvolle Frage ist, gilt für die historisch-politische Bildung insgesamt. Eine Beschäftigung mit zeitgeschichtlichen Themen stellt darüber hinaus die Lehrenden vor die Aufgabe, ihre eigene politische Biographie zu reflektieren. Ambivalenzen aushalten, Distanz zum Gegenstand wahren und die Lernprozesse offen halten – wie kann das gelingen?
Über diese Fragen und Thesen wollen wir mit Ihnen ins Gespräch kommen und Ihnen einige interessante Projekte und Arbeitsmaterialien vorstellen. Sie sind herzlich eingeladen nach Berlin zu kommen.
Marcus Götz-Guerlin
Evangelische Akademie zu Berlin
Christian Kurzke
Evangelische Akademie Meißen
Klaus Waldmann
Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
Donnerstag, den 08. November 2007
17.00 Uhr Anreise und Anmeldung
19.00 Uhr Abendessen
Freitag, den 09. November 2007
7.30 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
8.00 Uhr Anmeldung
8.30 Uhr Worte zum Tag
9.00 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung
9.30 Uhr Protestbewegungen im geteilten Deutschland
Historischer Überblick und Funktion in unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen
Prof. Dr. Roland Roth, Hochschule Magdeburg-Stendal
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Aus der Geschichte lernen?
Ziele und unbeabsichtigte Nebenwirkungen einer Beschäftigung mit Protestbewegungen
Elena Demke, Bildungsreferentin beim Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Berlin
Paul Ciupke, Bildungswerk der Humanistischen Union NRW
13.00 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Kaffeepause
15.00 Uhr Protestbewegungen als Thema der politischen Bildung
Parallele Arbeitsgruppen
AG 1: Protestbewegungen in Medien und Materialien der politischen Bildung
Fabio Crivellari, Universität Konstanz
AG 2: Protest und Anpassung im Kontext von „1968“
Ein Projekt mit Schüler/-innen aus Hessen und Thüringen
Dorothea Höck / Jürgen Reifarth, Ev. Akademie Thüringen
Uwe Jakubczyk, Ev. Akademie Hofgeismar
AG 3: Von Meckerossis und Besserwessis
Julia Karnahl / Peter Stawowy, SPIESSER – die Jugend- zeitschrift, Dresden
AG 4: Geschichtskoffer: DDR-Lebensläufe aus Mecklenburg-Vorpommern
Kerstin Engelhardt, Projektleiterin, Politische Memoriale Mecklenburg-Vorpommern
16.30 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Zweiter Durchgang der AGs
18.30 Uhr Abendessen
Samstag, den 10. November 2007
7.30 Uhr Frühstück (für Übernachtungsgäste)
8.45 Uhr Worte zum Tag
9.00 Uhr Protest als „Tor“ zu Jugendlichen?
Der Lebensweltbezug als Ausgangspunkt für das Interesse an Geschichte
Jun. Prof. Dr. Michele Barrichelli, FU Berlin
Klaus Farin, Archiv der Jugendkulturen, Berlin
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Historisch-politische Bildung
Konzepte zwischen Ambivalenz und Positionierung
Prof. Dr. Dirk Lange, Universität Oldenburg
13.00 Uhr Mittagessen und Ende der Tagung
Am Nachmittag (ca. 15.00 bis 16.30 Uhr) besteht die Möglichkeit zum Besuch einer Gedenkstätte der DDR-Geschichte (Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen oder Gedenkstätte Berliner Mauer).
Diese Tagung findet im Rahmen des Projekts „Protest und Anpassung im geteilten Deutschland der 60er und 70er Jahre“ statt. Dieses Vorhaben wird aus Mitteln der Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V. gefördert. Diese Tagung ist in einigen Bundesländern als Fortbildungsveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer anerkannt.